Am Anfang unserer Reise sind wir noch sehr „nach Plan“ gereist. Dabei war unser Plan so vollgepackt, dass wir selten länger als ein bis zwei Nächte am gleichen Ort blieben.
Inzwischen reisen wir langsamer und geben auch dem Zufall ein wenig Raum.
Im September haben wir mehr denn je auf unser Bauchgefühl gehört und uns einfach treiben lassen.
Und so kam es, dass uns der Zufall drei wunderbare Reisebegegnungen bescherte, die wir mit einem vollgepackten Zeitplan vielleicht so nicht gehabt hätten.
Denn eigentlich sind es vor allem die Menschen, die eine Reise besonders machen.
Hier sind ein paar Einblicke in unser Reisetagebuch aus dem Kapitel „September in Kanada“.
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Das ist doch unser Sprinter!
Die letzten Wochen waren sehr arbeitsintensiv. Wir haben das ganze Design unseres Blogs neu gestaltet, die Terra-X-Folge wurde ausgestrahlt und wir erhielten so viele nette Nachrichten, die wir beantworten wollten.
In großen Buchstaben steht daher für die erste Septemberwoche „URLAUB“ in unserem Kalender. Wir packen Berta voll mit Leckereien für Veggie-Grill-Abende & Lagerfeuer-Romantik in den Rocky Mountains. Wir sind bereit für die zweite Runde durch den Banff & Jasper Nationalpark. Als wir das erste Mal im Juni hier waren, war es ziemlich frisch in der Nacht. Und die Wanderwege waren teilweise noch unzugänglich, weil zu viel Schnee und Eis lag.
Wir fahren Richtung Banff in die Berge und das Wetter ist grandios. Wir freuen uns auf die Zeit in der Natur an diesen milden letzten Sommertagen.
Auf dem Weg zu unserem Wildcamping Spot kurz vor der Grenze zum Nationalpark kommt uns etwas großes Weißes entgegen.
Als wir näher kommen, erkennen wir: Es ist ein weißer Sprinter mit deutschem Kennzeichen, wie wir beim Vorbeifahren erkennen. Anne gibt Lichthupe und wir winken. Aber so schnell, wie der Sprinter kam, so schnell waren wir auch schon aneinander vorbeigefahren.
Einen Tag später trauen wir unseren Augen kaum: Da ist er wieder! Der Sprinter von gestern steht auf dem Icefield Parkway Parkplatz, an dem wir gerade vorbeifahren. Anne tritt in die Bremse und fährt auf den Parkplatz.
Leider ist niemand im Fahrzeug, aber aus der Nähe erkennen wir es: Das müssen Brit und Nico sein! Schon länger hatten wir auf Instagram Kontakt und gespannt verfolgt, wie sie ihr Fahrzeug in nur drei Monaten umgebaut und anschließend in die USA verschifft haben. Unsere Sprinter sehen aus wie Bruder und Schwester und heißen sogar ähnlich: Bond und Berta.
Wir trinken noch ein Käffchen und warten. Irgendwann müssen sie ja auftauchen.
Und tatsächlich sind es die beiden. Aus einem Plausch auf dem Parkplatz werden drei wunderschöne Tage auf einem Campingplatz im Jasper Nationalpark: Schöne Abende am Lagerfeuer, an den Autos schrauben, über Sprinter und Bloggen fachsimpeln, supernette Gespräche und lecker kochen. Wir haben die Zeit mit den beiden sehr genossen!
Doch dann plötzlich am Morgen des dritten Tages: Im ganzen Ort Jasper und Umgebung ist der Strom ausgefallen. In der Umgebung hat ein Blitzeinschlag ein Wildfire ausgelöst. Das hat inzwischen die Stromversorgung für die Gegend zerstört. Auch der Campingplatz ist betroffen. Wir sind zum Glück autark mit unseren beiden Fahrzeugen und nicht auf externe Stromversorgung angewiesen.
Da aber die komplette Stadt inklusive Tankstellen weitestgehend lahmgelegt ist, werden wir und alle Besucher von den Rangern gebeten, das Gebiet zu verlassen. Die Locals brauchen die verbleibenden Ressourcen, um ihre Infrastruktur wieder herzustellen.
Wir verabschieden uns von Brit und Nico, die in eine andere Richtung weiterziehen.
Wir freuen uns schon sehr auf das nächste Wiedersehen mit den beiden, auf ein Bier in den USA oder am Strand in Mexiko!
Schau gerne auch auf ihrem Blog www.das-große-abenteuer.de vorbei. Können wir sehr empfehlen, denn er ist mit viel Liebe und sehr persönlich geschrieben.
Unsere Berta ist in den besten Händen in Edmonton
Spontan entscheiden wir uns, nach Edmonton zu fahren. Eigentlich wollten wir noch mal nach Banff zurück, da wir noch gar nicht wandern waren. Aber irgendwas treibt uns in Richtung Osten. Und dort wartet schon der nächste Zufall auf uns.
In Edmonton haben wir vielleicht Chancen, eine Werkstatt für den anstehenden Ölwechsel zu finden. Wir schreiben zwei Werkstätten an, die sich auf europäische Fahrzeuge spezialisiert haben. Ob sich eine der beiden Werkstätten an unser Fahrzeug traut?
Lies hier gerne weiter, wie es mit der Reparatur eines europäischen Fahrzeuges in Mexiko, USA und Kanada im Allgemeinen klappt und wie wir Werkstätten finden.
Eine der Werkstätten meldet sich direkt zurück, aber die Ernüchterung ist groß. Sie können uns nicht helfen, geben uns aber einen Tipp für eine andere Werkstatt. Das könnte klappen, denn die hat sich sogar auf Sprinter Vans spezialisiert.
Wir machen uns auf den Weg nach Edmonton. Als wir schon fast da sind, türmt sich ein Gewitter samt Hagelsturm auf. Mitten im Sturm bricht unser linker Scheibenwischer-Arm komplett durch und hängt wie ein Häufchen Elend über dem Seitenspiegel.
Nun brauchen wir zum Ölwechsel auch noch einen neuen Scheibenwischer.
Am nächsten Morgen fahren direkt zur empfohlenen Werkstatt. Sie können den Ölwechsel machen und quetschen uns sogar ohne Termin dazwischen.
Auch den Scheibenwischer können sie organisieren und nur eine Stunde später ist das Ersatzteil da! Was für ein Glück! Denn unsere Online-Suche hat ergeben, dass wir das Teil nur in den USA finden würden.
Während wir warten, werden wir plötzlich auf Deutsch angesprochen. Peter ist der neue Besitzer der Werkstatt und vor vielen Jahren nach Nordamerika ausgewandert. Er freut sich, mal wieder ein deutsches Fahrzeug in der Werkstatt zu haben. Das passiert wohl eher selten.
Bernd, der zweite Inhaber der Werkstatt und ebenfalls aus Deutschland ausgewandert, macht gerade den Ölwechsel. Beide waren lange bei Mercedes angestellt und kennen sich bestens mit den Fahrzeugen aus. Was für ein glücklicher Zufall!
Wir verlassen die Werkstatt nicht nur mit frischem Öl und einem neuen Scheibenwischer-Arm, sondern auch mit einem netten Kontakt. Denn Bernd und Peter haben uns auch telefonische Hilfe angeboten, sollten wir einmal Fragen oder Probleme mit unserem Sprinter auf der Reise haben.
Wir dürfen den Kontakt auch weitergeben. Solltest du also einen Rat oder eine gute Werkstatt in Edmonton benötigen, schreib uns gerne und wir vermitteln den Kontakt.
Große Gastfreundschaft
Auch wenn wir eigentlich ein wenig Urlaub machen wollten, einen Arbeitstag legen wir ein und nutzen die Ruhe und das WLAN in einer öffentlichen Bibliothek in Edmonton.
Am Spätnachmittag klappen wir unsere Laptops zu und wollen Feierabend machen, denn wir noch gar nicht wissen, wo wir an diesem Abend übernachten werden.
Da werden wir wieder einmal auf Deutsch angesprochen. Svenja hat die Terra-X-Dokumentation gesehen und unseren Sprinter auf dem Parkplatz der Bibliothek erkannt.
Sie hatte uns bereits im Juni im Jasper Nationalpark gesehen, wo wir zufälligerweise auf dem gleichen Campingplatz übernachteten. Da waren wir allerdings nicht am Auto, weswegen sich damals noch kein Gespräch ergeben hatte.
Svenja ist vor einigen Jahren nach Kanada ausgewandert und wohnt nur einige Straßen von der Bibliothek entfernt. Ganz spontan lädt sie uns zum Abendessen mit ihrer Familie ein.
Wir werden köstlich bekocht und tauschen spannende Reisegeschichten aus. Svenja ist selbst jahrelang durch Südamerika gereist und hat in Argentinien Englisch unterrichtet.
Aus dem Abendessen werden schließlich zwei tolle Tage, die wir bei Svenja und ihrer Familie verbringen. Sie leihen uns sogar ihre SUP-Boards aus und wir floaten bei Sonnenuntergang durch Edmonton.
Wir wurden so herzlich empfangen und hatten eine wunderbare Zeit mit Svenja, Martin und Rafael. Wir sind sehr dankbar für ihre große Gastfreundschaft und diese wunderbare Reisebegegnung!
Welche Zufälle wohl im Oktober auf uns warten? Ein besonderer Tag ist diesen Monat schon sicher: Annes Geburtstag steht vor der Tür!
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