Als wir unsere Reise auf der Panamericana mit dem eigenen Fahrzeug geplant haben, entschieden wir uns ganz bewusst für einen Mercedes Sprinter.
Mit einem Mercedes Sprinter 312D stehen die Chancen vergleichsweise gut, Ersatzteile in Nordamerika zu finden. Das dachten wir uns jedenfalls vor der Reise.
Welche Herausforderungen wir mit einem europäischen Fahrzeug in Nordamerika hatten und wie gut die Versorgung mit Ersatzteilen und wichtigen „Services“ wie z. B. Ölwechsel in Mexiko, USA und Kanada in der Realität klappt, das kannst du in diesem Artikel lesen.
Am Ende des Artikels teilen wir mit dir auch noch ein Liste mit ein paar Ersatzteilen, die du dabei haben solltest.
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Die Herausforderungen mit einem europäischen Fahrzeug in Nordamerika
Das System erkennt die deutsche Fahrgestellnummer (VIN Nummer) nicht
Fragst du in einem Geschäft oder einer Werkstatt nach einem Ersatzteil, dann wird üblicherweise als Erstes die Fahrgestellnummer (im Englischen „VIN“ = vehicle identification number) ins System eingegeben, um das passende Teil zu finden.
Und bereits ab diesem Moment wird es etwas kompliziert. Die Fahrgestellnummer unseres deutschen Fahrzeugs kennt das System schlichtweg nicht.
Wir hatten sehr oft den Fall, dass Werkstätten nicht die passenden Ersatzteile oder das passende Material finden konnten. Insbesondere „Ketten“ wie jiffylube (Werkstätten für Ölwechsel) haben direkt aufgegeben und wir wurden mit einem entschuldigenden Schulterzucken weitergeschickt.
Bei unseren Bekannten allerdings, die ebenfalls mit einem Mercedes Sprinter unterwegs sind, wurde bei Jiffylube direkt geholfen. Die Mitarbeiter haben sich alle Informationen selbst zusammengesucht. Es kommt also auch darauf an, wie gewillt die Leute sind sich in europäische Fahrzeuge reinzufuchsen.
Europäische Fahrzeugmodelle unterscheiden sich von Modellen in den USA
Wir dachten uns, dass wir mit einem Sprinter wenig falsch machen können. Denn Sprinter werden auch in Nordamerika gefahren und Ersatzteile sind damit sicher verfügbar. Und ja, das stimmt auch – zumindest teilweise.
Denn es kommt auf das Baujahr an: Die Diesel-Sprinter kamen erst ab 2002 über den Großen Teich bzw. wurden erst ab 2002 in Nordamerika hergestellt. Dementsprechend fahren hier fast ausschließlich Modelle durch die Gegend, die Baujahr 2002 oder jünger sind.
Die Ersatzteile dieser neueren nordamerikanischen Sprinter passen leider nur im Einzelfall für unseren älteren europäischen Sprinter.
Inzwischen haben wir erfahren, dass es in den USA & Kanada ein baugleiches Modell zu unserem Sprinter 312 D gibt: Den Dodge-Sprinter 2500 bzw. 3500.
Das hat uns ein findiger Mechaniker in Vancouver erklärt und daraufhin unsere alten Bremsenklötze und -scheiben problemlos durch neue Dodge-Teile ersetzt.
Das heißt, für andere Fahrzeugmodelle gibt es vielleicht auch passende Alternativen?!
6 Tipps, um eine Werkstatt oder Ersatzteile in Nordamerika zu finden
1. Suche bei Google nach „european car service“
Brauchst du ein Ersatzteil für dein europäisches Fahrzeug, dann gib bei Google am besten direkt „european car service“ oder „german car service“ ein. Erfolgversprechende Treffer bekommst du auch über den Suchbegriff „imported car service“.
So findest du Werkstätten, die Erfahrung mit europäischen Fahrzeugen haben und sparst dir sehr viel Zeit. Denn die wenigsten anderen Werkstätten trauen sich unserer Erfahrung nach an europäische Fahrzeuge ran.
2. Gehe direkt zum Hersteller und lass dir die Ersatzteilnummern geben
In Mexiko sind wir direkt zu Mercedes gegangen, um die nordamerikanischen Ersatzteilnummern herauszubekommen. Wir erhielten ein Dokument, auf der die genaue Position der Teile am Fahrzeug eingezeichnet ist und auf der die spanische Bezeichnung der Teile samt Ersatzteilnummer steht. Das war extrem praktisch!
Tipp für Mexiko & Mercedes Fahrer:
Es gibt Mercedes Niederlassungen in
- Mérida
- Villahermosa
- Oaxaca
- Tuxtla-Gutierrez (Freightliner)
- Mexiko-Stadt
3. Durchforste iOverlander
Unsere meist genutzte App während unserer Langzeitreise ist iOverlander. Damit finden wir fast alles, was wir während der Reise benötigen.
Wir suchen damit nicht nur Übernachtungsmöglichkeiten, sondern u. a. auch Werkstätten für Overlander. Über die App haben wir bspw. einen Sprinter Experten in San Diego gefunden.
Solltest du eine kompetente Werkstatt o. Ä. finden, dann ist es für die ganze Community hilfreich, wenn du diese auf iOverlander einträgst.
4. Fragen, fragen, fragen
Kommst du selbst nicht weiter, dann frag dich von Werkstatt zu Werkstatt. Fahr einfach zur nächsten Werkstatt, die dir empfohlen wird. Es fühlt sich vielleicht an, als würdest du die Nadel im Heuhaufen suchen. Aber irgendwann ziehst du den Hauptgewinn.
Bisher haben wir immer irgendwann tolle Hilfe bekommen.
In den USA mussten wir einmal 6 Werkstätten anfahren, bis uns ein Tscheche eine Werkstatt empfehlen konnte, die bereit war, unseren Ölwechsel zu machen. Er hat sogar dort angerufen und abgeklärt, ob wir mit unserer Fahrzeughöhe in die Halle passen und ob sie das passende Öl haben.
Kommst du lokal gar nicht weiter, dann gibt es immer noch einen Joker: Frag andere Reisende bspw. auf Facebook. Sehr gute Gruppen dafür sind „Panamerican Travelers Association“ oder „Panamericana: Von Alaska bis nach Feuerland“ bzw. diverse Vanlife Gruppen wie z. B. „Vanlife Canada„.
6. Ersatzteile mitnehmen
Aus heutiger Perspektive würden wir definitiv noch mehr Ersatz- und Verschleißteile aus Europa mitnehmen. Denn damit ersparst du dir einfach die aufwendige Suche.
Wir sind sehr froh über jedes Teil, das wir mitgenommen haben und haben hier zum Überblick eine Liste unserer Ersatzteile erstellt:
- 1 Keilriemen
- 1 Luftfilter
- 3 Ölfilter
- 2 Kraftstofffilter
- Glühbirnen
- Zylinderkopfdichtung
- 4 Bremspads
- Diverse Sicherungen
- Kühlwasserschlauch
- Thermostat
- Abschleppseil & Schekel – Darauf achten, dass das Seil und der Schekel für das Fahrzeuggewicht ausgelegt sind.
- Optional: Passendes Motoröl
- Reparaturhandbuch*
Eine komplette Liste an Ersatzteilen, findest du in unserem Panamericana Vorbereitungstool →
7. Bestell dir Ersatzteile online
Von anderen Reisenden haben wir den Tipp bekommen über spareto.com Ersatzteile zu bestellen. Wir haben es dann selbst ausprobiert und uns sage und schreibe 50 Kilo an Ersatzteilen nach Mexiko schicken lassen – wenn schon, denn schon!
Schon nach 9 Tagen waren die Ersatzteile inkl. Zollabwicklung in Mexiko angekommen – genial! Mercedes hätte 6 – 8 Wochen dafür gebraucht! Die Ersatzteile konnten wir problemlos bei einer Werkstatt in Oaxaca einbauen lassen.
Etwas ärgerlich war, dass wir auch auf die Versandkosten Zollgebühren zahlen mussten. Die Rechnung von Spareto war nicht optimal ausgestellt. Eventuell kann man dies vorab mit der Firma klären, dass die Rechnung eindeutiger erstellt wird, sodass klar vorgeht: Dies sind die Kosten für die Ersatzteile und dies sind die Versandkosten.
Außerdem haben wir noch diese Webseiten als Tipps erhalten, wo man Ersatzteile bestellen kann für europäische Fahrzeuge:
Fazit: Ersatzteile und Werkstätten in Nordamerika finden
Rückblickend hat sich die Entscheidung für einen Sprinter und die Überlegung zur Verfügbarkeit von Ersatzteilen in Nordamerika als weitestgehend richtig erwiesen.
Es ist zwar (zeit)aufwendig und teilweise kostspielig an Ersatzteile zu kommen. Aber bisher ließen sich alle Probleme irgendwie lösen.
Suche dir am besten Werkstätten, die wirklich Fachwissen rund um (europäische) Kfz haben und auch herstellerübergreifend kompatible Teile kennen. Oder wende dich an deinen Fahrzeughersteller und recherchiere die richtigen Fahrzeugteile selbst.
Und für den Fall der Fälle: Die Hilfsbereitschaft in der Overlander-Community ist einfach grandios!
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