Nachdem wir unser Wohnmobil in Veracruz endlich in Empfang nehmen konnten, beginnen wir damit, unseren Camper wieder in den Normalzustand zu versetzen.
Vor der Verschiffung haben wir alles, was wir nicht im Flieger mitnehmen konnten, so gut es ging im Camper versteckt. Bevor wir auf die Straßen Mexikos aufbrechen können, müssen wir alle Utensilien wieder an ihren Ursprungsplatz verstauen.
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Anne montiert auch die Sandbleche und den Dieselkanister wieder an die Airlineschienen – richtig abenteuerlustig sieht unsere Berta damit aus.
Zwei Stunden räumen und montieren wir, dann geht die Sonne unter und die Mücken werden unerbittlich. Für heute ist Feierabend und wir machen uns auf den Weg zum Abendessen bei unserem „Stamm-Mexikaner“.
Nach zwei Tagen sind wir wieder startklar
Unsere Holzwand, die wir vor der Verschiffung als Einbruchsschutz zwischen Wohnraum und Fahrerhaus eingebaut hatten, dürfen wir netterweise bei den Besitzern unseres ersten Übernachtungsplatzes lassen.
Fast zwei ganze Tage verbringen wir damit, Berta wieder startklar zu machen und Gas, Wasser und Lebensmittel zu besorgen.
Den riesigen Walmart fahren wir gleich zweimal an. Im ersten Durchlauf haben wir nicht alles gefunden, obwohl wir über zwei Stunden da drin unterwegs waren. Im Home Depot (Baumarkt) finden wir zum Glück auch noch einen kleinen Ventilator mit USB-Anschluss. Bei der Hitze (38 Grad) ein absoluter Segen. Unser Ventilator ist leider den Einbrechern zum Opfer gefallen und pustet jetzt irgendeinem Matrosen um die Nase.
In den ersten Tagen erschlagen uns die vielen neuen Eindrücke ganz schön. Am Ende der zwei Tage sind wir fix und foxy. Aber wir haben alles geregelt und verbringen die ersten Tage on mexican roads Richtung Yucatán Halbinsel.
Vor Beginn der Reise haben wir sehr viel über Mexiko, Camping in Mexiko, die dortigen Straßenverhältnisse etc. informiert. Nun wird aus der ganzen Theorie Praxis.
Die berüchtigten „Topes“ lassen nicht lange auf sich warten
Die „Topes“ (auch „schlafende Polizisten“ genannt) dürfen wir bereits in Veracruz kennenlernen. Topes sind Bodenschwellen und sollen zur Verkehrsberuhigung beitragen. Es gibt sie in allen Formen und Größen – groß, klein, steil, flach.
Und natürlich auch selbst gebaut – damit die Autos langsamer fahren und Zeit haben, sich von der Auslage des naheliegenden Straßenstands zum Kauf inspirieren zu lassen.
Manchmal sind die Topes ausgeschildert. Und manchmal nicht.
Besonders wenn die Sonne tief steht oder ein Schatten auf der Straße liegt, dann sind sie extrem schlecht zu sehen. Wehe man übersieht einen Tope – dann knallt es richtig in den Stoßdämpfern. Die Bremsspuren kurz vor den Topes sprechen für sich.
Wir vereinbaren, dass Anne auf den Verkehr achtet und nach oben schaut – zu den Stromkabeln. Anna schlägt Alarm, sobald sie einen Topes sichtet.
Auf den Mautstraßen tauchen die Topes zum Glück nicht auf und es fährt sich viel angenehmer. Dort trifft man nur ab und zu auf tiefe Schlaglöcher, für die es sich lohnt, auszuweichen.
Wir klemmen uns deshalb gerne hinter lokale Reisebusse oder Lkws und fahren exakt deren Spur nach. Die scheinen jedes Schlagloch persönlich zu kennen und starten die Ausweichmanöver, bevor wir die Schlaglöcher überhaupt erahnen können.
Nach einer langen und heißen Fahrt übernachten wir neben einem Wasserfall
Nach über 300 KM in praller Sonne finden wir unseren zweiten Übernachtungshalt: Ein Balneario mit Wasserfall. Balneario würden wir mal ganz frei als „tropisches Freiluft-Freibad“ übersetzen.
Wir biegen von der Hauptstraße ab in einen schmalen holprigen Weg. Langsam rollen wir vorbei an Wellblechhütten, schlafenden Hunden und staunenden Dorfbewohnern. Wie aus einer anderen Welt müssen wir mit unserem Camper wirken. Wir winken freundlich und weichen den Feuerstellen aus, die am Wegesrand noch kokeln.
Die Straße, die zum Balneario führt, ist die erste wirkliche Offroad-Herausforderung. Aber nun sind wir schon mal da und neugierig auf den Wasserfall.
Der Weg besteht aus loser roter Erde und wurde wohl vor nicht allzu langer Zeit mal ziemlich ausgewaschen. Es geht steil bergab über Steinbrocken und Furchen – aber es reicht ja, wenn 3 Reifen Bodenkontakt haben.
Anne steuert Berta Stück für Stück den Hang runter und freut sich über den guten Grip der All Terrain Reifen. Unten angekommen erst einmal durchatmen. Und schon werden wir willkommen geheißen und dürfen unser Nachtlager direkt am Fluss aufschlagen.
Der letzte Gast des Balnearios, der sein Motorrad ausgiebig im Fluss schrubbt (ist wohl nicht nur für Menschen ein Ort der Erfrischung), verlässt den Platz kurz vor Sonnenuntergang.
Jetzt sind wir komplett alleine an diesem schönen Ort. Links und rechts vom Flussufer dehnt sich der Dschungel aus und einige Meter flussabwärts hören wir den Wasserfall.
Mit einem kühlen Bier in der Hand setzen wir uns mit unseren Stühlen in das Wasser und genießen das Rauschen des Wasserfalls. Wir sind nun richtig in Mexiko angekommen.
Zu Annas Geburtstag fahren wir in den Dschungel
Annas Geburtstag steht vor der Tür und wir haben uns einen ganz besonderen Ort dafür ausgesucht. Mitten im Dschungel soll es einen Stellplatz geben, an dem wohl fast jeder Overlander in Mexiko einmal Halt macht: „La Jungla“ am See von Catemaco.
Der letzte Kilometer zu „La Jungla“ führt durch dichten Dschungel. Lianen streifen unser Dach und wir schunkeln von links und nach rechts.
Wir fahren immer weiter durch Dickicht und Matsch. Glücklicherweise hat es die letzten Tage nicht geregnet, denn hier kann man sich exzellent festfahren.
Unsere Reifen setzen sich trotzdem komplett zu, aber nach einmal kurz durchdrehen kommen wir weiter.
Irgendwann lichtet sich der Dschungel und ein kleines Paradies tut sich auf: Mitten im Dschungel treffen wir auf ein kleines Areal mit 3 Pools, einer Bar und einem Steg mit traumhaften Sonnenuntergängen. Die Leute sind superfreundlich und wir campen hier für unschlagbare 80 Pesos pro Person/Nacht (ca. 3,44 €). Es bleibt einer der günstigsten Plätze während der nächsten Wochen.
Es gibt natürlich ein Geburtstagsfrühstück mit Geburtstagskuchen, – der ist zwar etwas missglückt, aber mit Liebe gemacht. „
Was wünscht du dir heute zum Geburtstag?“ fragt Anne am Morgen. „Dass ich einen Ara sehe“, antwortet das Geburtstagskind. Bei jedem Vogelzwitschern schaut sich Anna um: War das der Ruf des Aras?
Nein, das war leider noch keiner. Irgendwo im Baum sitzt seit Stunden ein Vogel, der sich anhört wie ein Geräusch bei Super Mario (wenn Mario einen Pilz findet und dadurch wächst) – dementsprechend nennen wir ihn „Super Mario“. Anna recherchiert, wie sich ein Ara anhört: Sie haben einen eher tiefen und rauen Ruf.
Am späten Nachmittag hören wir das „räh-ääkh“ der Aras. Anna stürmt wie von der Mücke gestochen aus dem Camper. „Sie sind daaaaaaaaaaaaaaa!“ und meint damit die zwei roten Aras, die im Baum sitzen, um sich ihren Nachmittagssnack abzuholen – Oder um Anna eine Freude zum Geburtstag zu machen? Anna hat Gänsehaut (bei 30 Grad Außentemperatur), so atemberaubend schön ist dieser Moment.
Kurz vor Sonnenuntergang sitzen wir gemütlich auf dem Steg mit Blick auf den See und sind ganz beseelt. Angeblich soll es in diesem See auch Krokodile geben. Wir verzichten daher auf einen Sprung ins Wasser. Die Sonne färbt den Himmel rötlich und wir freuen uns über einen wunderbaren Geburtstags-Tag.
In der Ferne sehen wir noch einige Aras über den Dschungel kreisen, und zum ersten Mal hören wir auch die Brüllaffen – schaurig schön hört sich ihr Brüllen an. Das werden wir auch noch mal in Palenque ganz nah an unserem Camper hören. Aber dazu mehr in einem nächsten Blog-Beitrag.
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