Wir sind zurück in den USA.
Ein paar Tage vorher haben wir noch mit Justine und Axel, die ebenfalls mit ihrem Van von Kanada in die USA fahren wollen, gemutmaßt: Wird das alles mit dem ESTA klappen? Welches Obst und Gemüse darf nicht mit über die Grenze? Werden wir wieder interviewt?
Die Beiden (kleine.erlebnisse) fahren ein paar Tage vor uns zur Grenze. Dann die freudige Nachricht: Es hat alles reibungslos geklappt!
Einen Tag später stehen auch wir an diesem urigen Grenzgebäude aus Holz in der Nähe von Cardson.
„Please come inside“ sagt der Officer zu uns. Ist das ein schlechtes Zeichen?
Nein, es ist alles in Ordnung. Unser ESTA ist immer noch gültig. Ein paar Fragen später erhalten wir frische 90 Tage für die USA.
Wir sind schon fast aus der Tür, da fällt uns auf, dass gar kein Stempel im Pass ist. Auf unsere Nachfrage meint der Officer nur: „It’s all digital now“.
Nun ja, eigentlich schade.
Kennst du noch die Poesie-Bücher, die man an Freunde weitergegeben hat, damit sie Grüße und Erinnerungen eintragen?
Wir finden diese Stempel machen Pässe zu einer Art Poesie-Album für Reisende und waren immer eine schöne Erinnerung an Reisen und Abenteuer.
Aber es gibt ja noch viele andere Länder und Grenzen, die die Pässe auch weiterhin abstempeln.
Wir machen uns gedanklich ein Foto von diesem kleinen urigen Gebäude, in dem genauso gut ein Holzofen stehen könnte. Und wir würden mit einer heißen Schokolade davor sitzen.
Langsam rollen wir über die Grenze in die USA.
Nach 5 Monaten in Kanada beginnt für uns wieder ein neues Reisekapitel
„M O N T A N A“ steht in großen Buchstaben auf dem Schild direkt hinter dem Grenzübertritt.
Nach nicht mal 5 km auf amerikanischen Straßen kracht es gewaltig.
Also am Himmel.
Es donnert, blitzt und schüttet aus allen Kübeln.
Mit beiden Händen fest am Lenkrad fährt uns Anne bis zum Glacier Nationalpark. Am Visitor Center angekommen, zieht das Gewitter weiter. Die Sonne kommt heraus und die Regentropfen funkeln auf den goldenen Blättern.
Wir lassen unseren ersten Tag in den USA ganz gemütlich angehen und machen „american sightseeing“. Mit aufgedrehter Heizung und griffbereiter Kamera fahren wir die „Going to the Sun road“ durch den Glacier Nationalpark.
Leider können wir nur einen kurzen Abschnitt dieser Straße fahren, da Fahrzeuge über 3 m Höhe nicht an den überstehenden Felsen vorbeikommen sollen. Gut, wir drehen um.
Die Wettervorhersage in den nächsten Tagen verspricht genau das, worauf wir wenig Lust haben: Regen.
Die Regentage nutzen wir, um Strecke zu machen und bis zum Yellowstone Nationalpark zu kommen. Ein spannendes Hörbuch später sind wir die 600 KM gefahren.
Yellowstone – ein Park der seines gleichen sucht
Eisblumen.
Wunderschön.
Sie funkeln in der aufgehenden Morgensonne an unserem Badezimmerfenster.
Zum Glück draußen und nicht drinnen.
Wir liegen noch im Bett und spielen Schere, Stein, Papier.
Der Verlierer „muss“ den ersten Kaffee machen.
„Muss“ – es ist nämlich unglaublich kalt im Van. Das Außenthermometer ist auf -4,5 Grad gefallen. Im Camper sind es sicher auch einstellige Temperaturen.
Die Bettdecken und -kissen sind so kalt, dass man seinen Kopf gar nicht von der Stelle bewegen möchte. Alles drumherum ist kalt. Feuchtkalt. Die unangenehmste Kälte.
Papier schlägt Stein. Anne muss runter, um Kaffee zu machen.
Nach 5 Minuten und 20 Kniebeugen, um sich warm zu halten, ist der Kaffee fertig.
Die Nacht war nicht nur kalt, sondern auch laut. Wir haben auf einem Truck-Stop übernachtet. Das verspricht in 90 % der Fälle eine eher unruhige Nacht: laufende Motoren all night long.
Frag uns nicht nach Empfehlungen für Übernachtungsspots um den Yellowstone – die haben wir nicht! 😉
Oft müssen wir in unserem Camper-Alltag eben pragmatische Entscheidungen treffen. Und dazu gehört auch manchmal die Stellplatzwahl. Unsere wichtigsten Kriterien für einen geeigneten Stellplatz nach anstrengenden Fahrten ist: Der Platz muss sicher sein und einigermaßen gerade, so dass wir nicht aufeinander rollen.
Wir sind ganz schön gerädert vom ständigen Brummen in der Nacht. Ein zweiter Kaffee muss her, den wir langsam trinken, während wir zum West Yellowstone Eingang fahren.
Ehrlich gesagt: Wir haben wenig Ahnung, was uns im Yellowstone erwartet.
Shame on us.
Anna geht ins Visitor Center und kommt mit 1001 Broschüren wieder raus. Und sie hat einen Wunsch:
„Bisons – ich will Bisons sehen.“
Am späten Nachmittag machen wir uns auf den Weg, den Park zu erkunden.
Die Bisons lassen nicht lange auf sich warten.
Anna grinst auf dem Beifahrersitz.
Drei Bisons trotten gemütlich auf der Gegenfahrbahn.
Hinter ihnen hat sich eine riiiiesige Autoschlange gebildet. Es sind sicherlich mehr als 5 KM Stau hinter diesen drei gemütlichen Tieren.
In der Schlange entdecken wir ein Fahrzeug mit Münchner Kennzeichen und winken freudig.
In den nächsten Tagen kommt uns „Yuri“ (so heißt der Camper, erfahren wir später von den Besitzern Sarah und Tomislav) immer wieder entgegen. Leider haben wir keine Möglichkeit anzuhalten.
Später treffen wir Sarah und Tomislav zufällig an der öffentlichen Bibliothek und verbringen einen sehr netten Abend bei Bier und Burgern miteinander.
Der Yellowstone Nationalpark haut uns so richtig um.
Der Nationalpark strahlt förmlich aus, dass er der älteste Park der USA ist. Fast väterlich liebevoll werden die Besucher hier durch den Park geleitet, damit sie über die großen und kleinen Naturwunder staunen können.
Der Park hat alles: Geysire, Wasserfälle, faszinierende Tiere und und und. Überall zischt es, Wasserdampf steigt auf, Fontänen sprühen.
Kaum zu fassen, dass das alles von der Natur geschaffen worden ist.
Wie aus einer anderen Welt.
Wir haben ein ganz wohliges Gefühl in diesem Park und sind voller Glücksgefühle, als wir den Park nach 5 Tagen (geplant waren 2) über den Südeingang verlassen.
Noch ein letztes Naturspektakel wird uns quasi vor die Linse manövriert: Der Vollmond geht auf und im blau-rosa Zuckerwatte-Abendhimmel waten Hirsche im Mondlicht ins Wasser.
Kitschiger geht es nicht mehr.
Wir halten uns eigentlich eher bedeckt, wenn es darum geht, „Must-Visit“ Ziele auszurufen. Aber der Yellowstone Nationalpark ist eine andere Liga von Nationalpark, den man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte bei einer Reise durch die USA.!
Der Grand Teton Nationalpark grenzt direkt südlich an den Yellowstone an.
Wir sind allerdings so randvoll mit Eindrücken und k. o. vom Aufstieg zum Dunraven Pass, dass wir einen Tag „american sightseeing“ einlegen und im Grand Teton nur ein paar schöne Routen fahren.
Wir haben ein Date in Salt Lake City
Mittlerweile sind auch Brit & Nico (das große Abenteuer) in den USA angekommen und wir haben uns in Salt Lake City verabredet.
Aus dem „Komm wir gehen in eine Brauerei“ wird am ersten Abend nichts.
Wir haben uns einfach verquatscht. Nico kredenzt uns unser zukünftiges Lieblingsgericht „Teriyaki Bowl“ und jongliert mit zwei Omnias und einem Topf auf drei Gasflammen.
Die Bowl schmeckt uns so gut, dass wir beim nächsten Supermarktbesuch alles dafür einkaufen und sie direkt noch zweimal nachkommen.
Mit dem Brauereibesuch klappt es erst am zweiten Abend, als auch noch Anne und Peter (Zwickermanns_on_tour) mit ihrem Camper zu uns stoßen. Mit „schmeckt-schon-ganz-gut-Bier“ stoßen wir sechs auf dieses große Abenteuer an, das wir alle erleben dürfen.
Nach zwei Nächten trennen sich unsere Wege. Nico und Brit bleiben noch ein bisschen in Salt Lake City und wir versuchen der nächsten Regenfront davon zu fahren.
Schneeflöckchen Weißröckchen
Ja ja, dem Regen davon fahren. Das war eine nette Idee. Aber natürlich holt uns der Regen kurzerhand ein. Oder besser gesagt: Der Schnee holt uns ein.
Berta zeigt „0 Grad“ an und die Sicht wird immer schlechter. Wir schaffen es gerade bis zu einem Rest-Stop und beschließen nicht mehr weiterzufahren.
Als wir am nächsten Tag die Vorhänge öffnen, sehen wir: weiß.
Berta ist eingehüllt in eine dicke Schneeschicht.
Ein kleiner Moment der Freude: Wir haben ja einen Eiskratzer dabei! Unser Multifunktionsgerät für Eis und Lianen im Dschungel.
Wir fahren weiter Richtung Arches und Canyonlands Nationalpark. Das sind die letzten beiden Nationalparks, die uns auf der Mighty 5 Utah-Liste noch fehlen.
Geburtstag mit epischer Aussicht im „Valley of the Gods“
Anne wollte ihren Geburtstag gerne im „Valley of the Gods“ feiern.
Da haben wir schon mit dem Filmteam für die Terra-X-Doku gedreht und wollten unbedingt noch einmal dorthin zurückkommen.
Gesagt – getan. Am 29. Oktober fahren wir durch ein ausgetrocknetes Flussbett und über eine staubige Piste an roten Felsen vorbei ins „Valley of the gods“. Am Horizont sehen wir das „Monument Valley“ in der roten Abendsonne.
Es ist genau so, wie wir es in Erinnerung hatten. Abenteuerlich, weit und frei. Die perfekte Szenerie für den Geburtstag der besten (Reise-) Partnerin, einen Marmorkuchen á la Familie Hopfengärtner und ein kühles Bier am Lagerfeuer!
Cheers auf 33 Jahre und ein wunderschönes neues Lebensjahr!
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