Die Lianen streifen unseren Camper, während wir uns den Weg aus dem Dschungel bahnen. Auf der Fahrt zu unserem nächsten Ziel schwärmen wir noch ein bisschen von den wunderschönen Aras, die uns zu Annas Geburtstag besucht haben.
In den kommenden Tagen wollen wir die Maya Ruinen in Palenque entdecken. Auf halber Strecke machen wir Halt in der Nähe von Villahermosa und werden von einer wunderschönen Geste unseres Gastgebers überrascht.
Übernachten auf einer Hacienda
Etwas nördlich von Villahermosa erreichen wir die Hacienda „El Jaguar“. Das Anwesen liegt inmitten eines riesigen Gartens – oder ist es eher ein ganzer Park?
Mit den Worten „mi casa es tu casa“ (= mein Zuhause ist dein Zuhause) werden wir begrüßt und fühlen uns direkt wohl. Wir dürfen uns auf dem riesigen Gelände ein Plätzchen für unseren Camper aussuchen. Hach, die mexikanische Gastfreundschaft.
Vermutlich ist es nicht zu übersehen: Wir sind ganz schön k. o. und verschwitzt nach der langen Fahrt in der prallen Mittagssonne. Unser Gastgeber bietet uns an, in der Hacienda zu duschen.
Dankend nehmen wir das Angebot an. Eigentlich haben wir ja sogar zwei Duschen in unserem Camper, – eine Innen- und Außendusche. Aber der Wasservorrat im Camper ist begrenzt und wir freuen uns über jede Gelegenheit, unseren Wasservorrat schonen zu können.
Unser Gastgeber hat uns zwar willkommen geheißen, ist aber wohl nicht der Besitzer der Hacienda. Als wir ihn fragen, was wir ihm denn für den Stellplatz schulden, schüttelt er den Kopf: Er sei nicht zuständig dafür, die Moneten für die Übernachtung einzusammeln. Das macht wohl jemand anderes, – irgendwann morgen.
Wir rätseln, welchen eigentlichen Zweck diese Hacienda wohl hat: Ist sie ein Restaurant, eine Partylocation, ein privates Wohnhaus?
Auf jeden Fall versammeln sich am Abend immer mehr Gäste mit jeder Menge guter Laune. Der Live-Musiker gibt sein bestes und das ein oder andere cerveza wird gezischt.
Ein Lagerfeuer nur für uns
Langsam geht die Sonne unter und wir bemerken auf der großen Wiese vor uns einen jungen Mann. Mit einer Schubkarre fährt er jede Menge Holz heran. Ob das wohl ein Lagerfeuer für die Partygesellschaft wird?
Wir machen uns schon Gedanken über das Abendessen, als plötzlich unser Gastgeber mit einem Cocktailglas in der Hand vorbeischaut.
„This fire is only for you – enjoy and have a good night“ sagt er als das Lagerfeuer gerade zu lodern beginnt. Wir können es ja gar nicht glauben, wie nett ist es hier? Der Himmel ist sternenklar, wir beobachten die Funken des Feuers, träumen vor uns hin und genießen diesen romantischen Augenblick.
Am nächsten Morgen lassen wir uns mit einem frischen Kaffee die ersten Sonnenstrahlen ins Gesicht scheinen. Das Lagerfeuer raucht noch ganz leicht.
Einer der Wachhunde hat sich nah an die Glut gelegt und schaut uns etwas müde an. Natürlich haben die Hunde schon längst unser Wohnmobil als ihr Revier markiert – komischerweise meistens am linken Hinterrad.
Hallo? Ist da jemand?
Nach dem Frühstück möchten wir aufbrechen, denn heute wollen wir es bis nach Palenque schaffen. Aber da war ja noch was – eigentlich wollte heute ja irgendjemand den Obolus für die Übernachtung einsammeln.
Wir machen uns also auf die Suche nach dem Finanz-Verwalter der Hacienda. „Heeeellllo?“. Die Hacienda ist wie ausgestorben. Alle Türen und Fenster stehen auf. Gestern tobte hier noch eine wilde Party und heute ist das Gebäude völlig verlassen.
Die fünf Hunde begleiten uns über das Grundstück auf der Suche nach einem Menschen. Es ist niemand da. Wir sind hier ganz allein … Was nun? Ob das Tor zur Straße überhaupt auf ist und wir aus dem Gelände kommen?
Bestimmt schlafen nur alle gerade noch den Kater von letzter Nacht aus und demnächst taucht jemand auf. Die Zeit nutzen wir, indem wir einfach noch mal duschen. Aber selbst gegen Mittag ist die Hacienda noch völlig verlassen.
In der iOverlander App finden wir die Whatsapp Nummer des Besitzers und rufen einfach mal an. Anna erreicht den Besitzer und schildert unsere Situation – es ist fast eine kleine Plauderei zwischen alten Bekannten.
Der Besitzer der Hacienda war gestern Abend verhindert, weil er einen Auftritt hatte – er ist Sänger.
Wir vereinbaren, dass wir ihm einfach einen Umschlag mit einem GRACIAS und den Pesos für die Übernachtung in der Küche liegen lassen. Wir packen unsere sieben Sachen und fahren über das Gelände zum Eingangstor.
Zum Glück ist es offen und wir machen uns auf den Weg nach Palenque.
Die Maya Ruinen in Palenque
Ein paar Stunden später erreichen wir Palenque. Die Stadt selbst scheint überwiegend aus einer langen Hauptstraße zu bestehen, auf der sich alle Autos langsam über die zahlreichen Topes quälen. Wir fahren bis zum Naturreservat weiter und parken auf einer Wiese am letzten Hotel, bevor es zu den Ruinen geht.
An der Rezeption handelt Anna einen Rabatt raus. Vielleicht war es auch der reguläre Preis pro Nacht und wir haben uns einfach nicht übers Ohr hauen lassen… So oder so: Handeln lohnt sich!
Nachdem die Sonne untergegangen ist, hören wir sie zum ersten Mal: Die Brüllaffen. Im Dschungel am See Catemaco haben wir ihr Gebrüll schon einmal aus der Ferne gehört. Hier ist es anders, – nämlich wesentlich näher. Es wirkt, als würden sie in den Bäumen direkt über unserem Camper sitzen. Ganz schön angsteinflößend und beeindruckend zugleich.
Maya Ruinen im Dschungel: Mystisch schön
Beep, beep, beeep. Der Wecker klingt – ein seltenes Phänomen während unserer Reise. Aber heute wollen wir früh raus, um die Maya Stätte vor Ankunft der Touri-Schwärme sehen zu können.
Das ist einer der großen Vorteile, mit dem eigenen Camper unterwegs zu sein: Wir sind unabhängig und können mit dem richtigen Timing viele Orte (fast) alleine erleben.
Entweder fahren wir schon früh morgens an die Maya Stätten, wenn es noch ganz ruhig ist und die ersten Strahlen der Morgensonne durch das grüne Blätterdach des Dschungels scheinen. Oder abends kurz vor Sonnenuntergang, wenn sich langsam eine besondere Ruhe über die Maya Stätten legt und alle anderen schon wieder gefahren sind.
Als heutiges Eau de Toilette wählen wir einen Mix aus Sonnencreme und viel Moskitospray. Unser Tropenarzt meinte nämlich, dass wir uns in dieser Region vor den Malariamücken schützen sollten. Und da Anna ja ein beliebtes Opfer von Moskitos ist, sparen wir heute nicht mit dem DEET.
Der Fußmarsch zu den Ruinen führt einen kleinen Berg hinauf. Am Fuß des Hügels werden wir von einem netten Herren „gewarnt“, es sei so anstrengend zu laufen. Aber er könne uns mit seinem Collectivo hochfahren (Collectivos sind Mini-Busse, die überall in den Straßen herumfahren und Leute per Handzeichen mitnehmen).
Wir schmunzeln und erwidern, dass wir den Anstieg zu Fuß „wagen“ werden. Und ja, der kurze Fußmarsch ging zwar bergauf. Er ist definitiv machbar und eine schöne Abwechslung zum Autofahren. Als wir oben ankommen, sind wirklich noch nicht viele andere Besucher da.
Kurz hinter dem Eingang sehen wir schon die wunderschönen und großen Maya Ruinen im Morgennebel. Wahnsinn, was vor vielen Jahren hier mitten im Dschungel erschaffen worden ist. Die Maya haben ihre Gebäude und Pyramiden ohne Zugtiere, Metallwerkzeuge und ohne das Rad erbaut. Absolut faszinierend!
Nach dem Niedergang der Maya Zivilisation eroberte die Natur das Gelände zurück: Die Maya Ruinen in Palenque waren fast 1000 Jahre im dichten Dschungel verborgen. Bis der Forscher Jean Frédéric Waldeck sie im Jahr 1832 wiedergefunden hat. Was das wohl für ein Gefühl gewesen sein muss?
Wir schlendern über das Gelände und staunen, staunen, staunen. Die Maya Ruinen in Palenque werden sicherlich nicht die einzigen Maya Stätten bleiben, die wir besuchen werden!
Das Fenster ist undicht
Es ist unglaublich heiß und schwül. Zurück am Camper schnappen wir unsere Badeklamotten und verbringen den restlichen Tag im Pool. Das ist so ungefähr der einzige Ort, an dem die Temperaturen angenehm sind.
Während wir gemütlich im Camper zu Abend essen, schüttet es wie aus Kübeln. Unser erster richtiger tropischer Regen. Und plötzlich tropft es aus unserem Fensterrahmen – in unser „Wohnzimmer“.
Vor der Abfahrt haben wir noch das Rollo repariert und dabei vielleicht den Rahmen nicht mehr ganz dicht montiert. Grmpf. Ein paar nasse Handtücher später beruhigt sich das Wetter.
Draußen wird es schlagartig dunkel, doch der Dschungel ist noch wach, – es raschelt, zirpt und zwitschert überall. Wir hören die Brüllaffen in der Ferne und schlafen mit der Geräuschkulisse des Dschungels friedlich ein.
Nach dieser spannenden Zeit im Dschungel freuen wir uns darauf, die Füße mal wieder in den Sand zu stecken und den Wellen zu lauschen. Wir satteln den Camper und fahren in Richtung Golf von Mexiko.
Warum uns der Besuch am Meer noch länger beschäftigen wird als gedacht, erzählen wir im nächsten Blog-Beitrag.
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