„Alemanos!“ ruft uns Cali lachend zu. Er zeigt dabei auf den beigen MAN Truck und zischt mit dem Klemmbrett unter seinem Arm an uns vorbei, um die Daten der neuen Gäste aufzunehmen.
Cali ist quasi die gute Seele des Platzes. Er kümmert sich jeden Tag unermüdlich um die Büsche und Bäume, die Toiletten und Duschen, er ist der Platzeinweiser und schiebt uns immer das meterhohe Tor zum Campingplatz auf- und zu, wenn wir mit Berta losfahren und Besorgungen machen.
Wir riskieren einen schnellen Blick auf das Kennzeichen der neuen „Alemanos“ und sehen ein sehr vertrautes „GÖ“ auf dem Kennzeichen. Und wie der Zufall so will, treffen wir Hans-Jürgen und Ulla aus Bovenden! Das ist quasi nur ein Katzensprung von Nörten-Hardenberg entfernt, wo Anna aufgewachsen ist.
Die beiden haben bereits fünf Jahren ganz Südamerika bereist, haben tolle Videoaufnahmen und Fotos von ihren Reisen und sind seit ein paar Tagen in Mexiko. Die Overlander Welt ist klein.
Einen Abend gehen wir mit Hans-Jürgen und Ulla in das Restaurant „El Embajador“ in El Tule zum Abendessen, wir genießen Margaritas und den hausgemachten Mezcal, der vor und nach dem Essen serviert wird.
In den nächsten Tagen und Wochen kommen und gehen die Camper. Wir winken zur Begrüßung und zum Abschied. Alle bewegen sich weiter, nur wir bleiben stehen. Denn irgendwie wollen uns die Projekte nicht ausgehen, bevor wir weiterfahren können.
Zum einen müssen wir unseren Ladebooster reparieren. Der alte Votronic ist geschmort und lädt nicht mehr. Zum Glück konnten wir bei einem Victron Händler in Oaxaca bereits einen neuen Ladebooster von Victron bestellen, der innerhalb weniger Tage da ist.
Allerdings ist unser Victron Händler „nur“ Experte für Solarpaneele und nicht für Ladebooster. Wir versuchen trotzdem mit seiner Hilfe die Kabel richtig zu crimpen, die Sicherungen zu setzen und alles gut vorzubereiten.
Am nächsten Tag wollen wir dann auf dem Campingplatz noch das neue Kabel verlegen und neuen Victron Ladebooster anschließen. Dabei bemerken wir, dass das Kabel, das uns gestern der Elektriker gegeben hatte, leider doch einen zu kleinen Durchmesser hat. Wir hatten mehrmals gesagt, dass wir ein Kabel mit 16mm2 brauchen.
Naja, also bestellen wir ein neues Kabel und müssen warten, bis das Paket ankommt.
Der Einbau unserer Ersatzteile ist leider auch nur teilweise erfolgreich gewesen. Immerhin konnte ein Kugelgelenk eingebaut werden. An den Wechsel der Bremsschläuche hat sich unser Mechaniker nicht rangetraut. Es könnte sein, dass beim Wechsel der Schlauch im Bremssattel abbricht. Dann wären wir nicht mehr fahrbereit.
Er rät uns, erst Ersatzteile zu besorgen und dann die Reparatur durchzuführen.
Ein guter Rat!
Deshalb entschieden wir uns, zu Mercedes in Oaxaca zu fahren. Die Mechaniker sollten nur nachsehen und uns sagen, welche Ersatzteile wir denn potenziell tauschen lassen und bestellen sollten.
Und damit nimmt die Misere ihren Lauf.
Nach 2 Stunden kommt der Chefmechaniker und sagt, sie haben jetzt doch schon damit angefangen, die Bremsschläuche zu wechseln.
Mhm naja, sie sollten ja eigentlich nur schauen und uns Bescheid geben, welche Ersatzteile wir brauchen.
Aber gut, wenn sie meinen, dass sie das ohne Ersatzteile hinbekommen, dann werden sie schon wissen, was sie tun.
Geschlagene 8 Stunden warten wir auf dem schwarzen Ledersofa bei Mercedes. Um 18:30 Uhr, so wurde es uns gesagt, sollte alles fertig sein. Um 18:15 Uhr bemerken wir leichte Unruhe bei den Mercedes-Mitarbeitern.
Als wir nachfragen, schauen wir in betretene Gesichter. Der Mechaniker hält einen unseren Bremssattel in der Hand.
Schon mal kein gutes Zeichen. Der Bremssattel würde uns besser gefallen, wenn er an Berta montiert wäre.
Leider ist bei der “Reparatur” ein Stück des Bremsschlauchs im Sattel stecken geblieben.
Ah ja.
Und nun wäre es schon so spät, sie würden morgen weitermachen.
Wir sind sauer. Das war gar nicht ihr Auftrag und jetzt stecken wir fest. Es ist genau das passiert, wovor der andere Mechaniker gewarnt hatte.
Berta steht nun aufgebockt in der Mercedes Werkstatt und ist nicht mehr fahrfähig. Und wir müssen nun hier schlafen. Der Chef von Mercedes spricht mit dem Sicherheitsmann, sodass er Bescheid weiß, dass hier zwei Damen auf dem Gelände herumgeistern.
Das Ende vom Lied ist, dass wir drei Tage und zwei Nächte bei Mercedes bleiben müssen. Letztendlich sind die Bremsschläuche getauscht, aber wir sind etwas fertig mit den Nerven.
In diesen Tagen ging uns ein bisschen der Mut aus. Es ist anstrengend, alles in einer Sprache zu managen, die wir nur ein bisschen sprechen. Noch dazu ist das Vokabular speziell und wir sind im Thema Autoreparatur keine Expertinnen.
Wir fühlen uns machtlos – wir können diese Reparaturen nicht selbst durchführen. Und wir können nicht einschätzen, ob diejenigen, die es machen, wirklich können.
Leider haben sich in den letzten Wochen ein paar Ereignisse gehäuft, bei denen wir uns an „Experten“ gewendet haben und nicht gut beraten waren. Letztendlich haben wir uns dann doch selbst in viele Fachthemen eingelesen, vieles ergooglet und neu gemacht, damit es gut wird.
Da kommt Annas Geburtstag gerade recht, um auf andere Gedanken zu kommen. An diesem Tag lassen wir alles stehen und liegen und machen es uns einfach schön. Wir erkunden Oaxaca, gehen lecker frühstücken bei Boulenc und genießen einfach die netten Cafés und Restaurants in der Stadt.
Außerdem nehmen wir uns mal richtig Zeit für unsere neue Kaffeemaschine: Die Bellman. Wir probieren verschiedene Kaffee-Wasser-Mischverhältnisse und notieren uns die Kaffee- und Wassermengen, bis wir das für uns perfekte Rezept haben. Anne kredenzt nun jeden Morgen einen richtig guten Cappuccino. Auch wenn das Teil echt schwer ist und Platz wegnimmt, für uns als Kaffeeliebhaber ist es das wert.
Und hat nicht jeder mindestens ein Teil im Camper, das nicht wirklich nötig ist, aber jede Menge Freude macht :-)?!
Unsere Energiereserven sind wieder etwas voller und wir bringen ein paar Dinge ins Rollen. Wir haben den Mercedes Mechaniker damals übrigens doch noch dazu gebracht, uns zu sagen, welche Teile wir bestellen und tauschen sollten.
Mit unserer Ersatzteilliste machen wir uns im Internet auf die Suche nach den Teilen.
Dank eines Tipps kommen wir auf die Firma spareto.com. Tatsächlich finden wir dort alle Teile für unseren Sprinter (bis auf den Kühler), die wir brauchen.
Die Firma sitzt in Estland und versendet von dort in die ganze Welt. Die Lieferzeit nach Mexiko nutzen wir, um zu arbeiten und einiges auf dem Blog zu erneuern.
Nach nur 9 Tagen, wie angekündigt am 21. Dezember, treffen die Ersatzteile in Oaxaca an. Das hat wunderbar geklappt!
Ärgerlich ist nur, dass der Zollbeamte auch auf den Versand Zoll berechnet hat. Nun gut. Nicht ärgern, ist ja schon passiert. Immerhin sind die Teile da und wir bekommen einen Werkstatt-Termin direkt nach Weihnachten.
Kurz vor Weihnachten kommen noch weitere Reisende aus Deutschland auf den Platz. Gemeinsam schmeißen wir den Grill an und feiern einen geselligen Weihnachtsabend.
So langsam kribbelt es uns im Gaspedal. Wir würden gerne weiter an die Pazifikküste und dann nach Yucatán.
Drück uns die Daumen, dass nun alles eingebaut und repariert werden kann und wir demnächst die Füße in den Sand stecken können :-).
Hasta Luego!
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