“Wir sehen uns bei Escapar a la Baja!” So haben wir uns von vielen anderen Reisenden verabschiedet, die wir bisher unterwegs getroffen haben. Escapar a la Baja ist ein Vanlife Festival in Mexiko, das an einem unserer Lieblingsstrände auf Baja California stattfindet – dem Playa El Tecolote.
Tecolote ist ein riesiger Sandstrand mit fabelhaften Sonnenauf- und -untergängen, Pelikanen, die sich mutig ins Wasser stürzen und sogar einer kleinen Bucht zum Schnorcheln.
Anfang Februar ist es dann so weit. Nach unserer Walbeobachtungstour in Ojo de Liebre steuern wir das Festival an und freuen uns, viele bekannte und neue Reisende (wieder) zu treffen.
Das Schönste an diesem Festival ist, dass es viele Reisende entlang der Panamericana für einige Tage zusammenbringt. Die perfekte Gelegenheit, um Geschichten, Erfahrungen und Erlebnisse auszutauschen.
Natürlich lassen wir uns auch einen Streifzug über das Gelände nicht entgehen: So viele spannende Fahrzeuge stehen hier!
Unter den Vans sind auch ein paar amerikanische Schulbusse, die sich auf den Weg zum Festival gemacht haben. Unglaublich, wie viel Kreativität, Arbeit und Liebe in diesen fahrenden Wohnungen mit Dachterrasse und ausfahrbaren Solaranlagen steckt. Einige haben sogar eine Art Terrasse am Heck.
Später am Abend schwingen wir mal wieder unser eingerostetes Tanzbein, sehen am nächsten Tag die Show einer Zirkusfamilie vor ihrem Camper und sitzen mit Popcorn in unseren Campingstühlen und schauen über einen Beamer Vanlife-Filme des Lost Film Festivals.
Es ist interessant, einen Einblick in die Welt anderer Van-Reisender zu bekommen. An manchen Stellen ging lautes Lachen durch die Zuschauerreihen. Wir haben uns wohl alle an der ein oder anderen Stelle selbst wiedererkannt.
Falls du auch gerne reinschauen möchtest: Auf der Website des Lost Film Festivals findest du die Filme, die aktuell gezeigt werden.
Am letzten Tag des Festivals pustet uns leider der Wind so um die Ohren, dass es kaum möglich ist, sich draußen aufzuhalten. Wir werden komplett gesandstrahlt: Zeit weiterzufahren.
Ein paar der Panamericana-Zugvögel machen sich auf den Weg zum Festland. Wir wollen die Baja noch ein wenig genießen und werden in ein paar Wochen auf das Festland nachkommen.
Die Entscheidung ist gefallen: Wir kaufen uns ein Starlink
Oh, man, was hat uns dieses Internet bereits genervt.
In Kanada mussten wir kilometerweit für einen kleinen Balken Empfang fahren.
In den USA waren die Tarife so teuer, dass jeder verbrauchte Gigabyte “weh getan“ hat.
Und an den schönsten Stränden Mexikos zeigt die SIM-Karte in unserem mobilen Router “no hay servicio” – frei übersetzt: null Empfang.
Digital Detox ist ja ganz nett. Aber wir würden gerne selbst entscheiden, wann wir detoxen.
Wir hatten Starlink zwar auf dem Schirm, aber bislang nicht wirklich als eine Option für uns.
Als sich dann Brit und Nico einen Starlink bestellten und wir eine astreine Videokonferenz mit einem Kooperationspartner am Playa Requeson (eigentlich ein Strand komplett ohne Empfang) machen konnten, war es um uns geschehen.
Ohne das Starlink-Internet hätten wir für das Zoom-Gespräch früh am Morgen dort wegfahren müssen, um wieder in den Empfangsbereich zu kommen.
Wir entscheiden uns für Starlink, da es uns unterwegs so vieles erleichtert: Allein schon die Arbeit unterwegs, aber auch das Recherchieren, Kommunizieren, Streamen uvm.
Vielleicht denkst du dir gerade: Was ist eigentlich das Tolle an Starlink?
Der große Vorteil von Starlink ist, dass du damit ÜBERALL Internetempfang hast. Also auch an Orten, an denen man eigentlich gar keinen Empfang hat.
Starlink stellt den Internetempfang über Satelliten im All bereit. Derzeit ist das Satellitennetz noch im Aufbau und einige Gebiete auf der Welt sind noch nicht abgedeckt. Auf Website von Starlink sieht man, in welchen Ländern der Welt Starlink heute schon funktioniert.
Anne klickt auf “Bestellen”. Vier Tage später hält sie freudestrahlend das Paket im Arm, als wäre gerade ihr Geburtstag mit Weihnachten zusammengefallen: Unsere Starlink-Schüssel ist da!
Euphorisch öffnen wir das Paket und … Ernüchterung.
Die Schüssel zeigt deutliche Gebrauchsspuren. An den Kanten sehen wir, dass sie wohl schon mal geöffnet worden ist. Vermutlich für eine Reparatur.
Wir haben also einen “refurbished” Starlink erhalten. Und dafür den vollen Preis bezahlt … Das ärgert uns erstmal.
Trotzdem probieren wir sie natürlich sofort aus: Sie funktioniert einwandfrei!
Wie von Zauberhand richtet sie sich auf und gen Norden aus. In diesem Moment macht es “pling, pling,pling” und die Whatsapp-Nachrichten kommen durch.
Die kommenden Tage freuen wir uns ständig über das Teil und den guten Internet-Empfang. Am entlegensten Strand in der der absoluten Pampa können wir unsere Arbeit erledigen und danach schnorcheln gehen.
Wahnsinn!
Bezüglich der Sache mit der gebrauchten Schüssel: Starlink hat uns ein neues Kit zugeschickt (obwohl wir darum gar nicht gebeten hatten) und uns einen Monat Servicegebühr als Kompensation erlassen.
Ihr habt nur eine Steckdose?!
Der Februar wird auch ein Monat, in dem wir ein paar Dinge angehen, die uns schon lange nerven. Eine davon war die Internetversorgung. Check, das ist erledigt!
Was uns auch noch genervt hat: Wir haben nur EINE Steckdose im Camper.
Dadurch mussten wir das Aufladen von Geräten gewissermaßen planen: Welche Geräte brauchen wir demnächst und welches davon braucht Strom?
Nico schlägt vor, zwei weitere 12-V-Steckdosen einzubauen. Und so tüfteln Nico und Anne einen Plan aus.
Es werden Kabel gekauft und Teile bestellt. Anne kriecht in unser Heck, verlegt neue Stromkabel und bohrt die Aussparungen in unseren Schrank. Nico hilft dankenswerterweise bei den Verbindungen und dem Anschluss der Kabel.
Ein paar Tage später haben wir 2 neue feine Steckdosen und können jetzt 4 Geräte gleichzeitig laden.
Was für ein Luxus – jippieh!
Von Strand zu Strand
Der Wetterradar gibt uns grünes Licht für den Playa los Arbolitos im Nationalparkgebiet ganz im Süden von Baja California. Es ist kein Wind angesagt, also bestes Schnorchelwetter.
Dort waren wir bereits bei unserer ersten Tour durch Mexiko und haben uns vorgenommen, dass wir gerne wiederkommen wollen.
Dort angekommen ist es tatsächlich fast windstill. Wir laufen entlang der Küste zu einer der schönen Schnorchelbuchten und sehen Korallen und wunderschöne Fische.
Anna ist auch am nächsten Tag nicht zu halten. Direkt nach dem ersten Kaffee hüpft sie mit Taucherbrille und Schnorchel ins Wasser. Freudestrahlend kommt sie bibbernd wieder raus, nur um nach einer Aufwärmphase wieder zu schnorcheln.
Eine Oase im Canyon
Wir haben noch einen weiteren Ort im Kopf, den wir gerne anfahren wollen: Eine Oase in einem Canyon in der Nähe der Rancho San Dionisio.
Der Ort ist eher abgelegen und auch nur über eine “Holterdiepolter-Strecke” erreichbar.
Unterwegs überlegen wir ernsthaft, ob wir weiterfahren sollen: Lohnt sich das?
Alles ruckelt, alles quietscht, die Teller rutschen im Schrank hin und her, die Kühlschrankgitter vibrieren und Berta wird von oben bis unten eingestaubt – sogar IM Gaskasten ist alles voller feinem Sand und Staub. Solche Pisten sind etwas für Hartgesottene.
Einzig unseren Pflanzen scheinen die Waschbrettpisten auf der Baja zu gefallen: Ihre kleinen Blättchen tanzen im Takt.
Anna zählt ab Kilometer 9 runter: nur noch 8,9 km, nur noch 8,5 km, 200 m vor dem Ziel.
Als wir an dem kleinen Wildcamping-Spot ankommen, bitzeln Annes Hände vom vibrierenden Lenkrad. Aber wir werden herzlich empfangen: von ein paar geselligen Hühnern.
Direkt an unserem Stellplatz liegt diese wunderschöne Oase: Ein Flussbett mit glasklarem Wasser, großen weißen Steinen und Palmen.
Schon verrückt, einen solchen Ort mitten im Nirgendwo zu sehen.
Noch dazu haben wir dieses schöne Plätzchen ganz für uns. Naja fast – Die Hühner kamen uns im Enten- oder besser Hühnermarsch hinterher.
Am nächsten Morgen wacht Anne mit geschwollenen Augenlidern auf. Eine allergische Reaktion auf irgendetwas. Wir versuchen die Ursache herauszufinden und vermuten schließlich, dass der Labello der Übeltäter ist.
Trotz der kleinen Allergie-Geschichte verbringen wir hier zwei SEHR ruhige Tage und Nächte, baden im Fluss und machen uns schließlich wieder auf den Weg zurück zur Küste.
Auf die Bretter fertig los: Surfen am Cerritos Beach
Ende Februar wollen wir noch einmal surfen gehen.
Warum noch einmal?
Wir hatten vor Jahren in Portugal Surfunterricht genommen. Leider hatte der Surflehrer augenscheinlich so gar keine Lust an diesem Tag und war mit 8 Teilnehmern außerdem überfordert. Wir sind damals nach kurzer Zeit ziemlich frustriert an den Strand zurück.
Jetzt campen wir hier auf Baja an einem Surferstrand nach dem anderen und bekommen große Lust, Surfen noch einmal auszuprobieren.
Von Anne und Peter bekommen wir einen Tipp für eine Surfschule am Cerritos Beach.
Gesagt – getan.
Obwohl die Wellen für unseren Geschmack etwas hoch sind, stürzen wir uns mit unseren Surflehrern Alejandro und Rafael in die Wellen.
Brit und Nico sind auch mit von der Partie. Die beiden stellen allerdings fest, dass Surfen eher nichts für sie ist. Macht ja nichts, immerhin ausprobiert!
Rafael ruft “Center your feet and keep the balance”. Wie auch im Leben kommt es auf dem Brett wohl auf die Balance an.
Und siehe da: Nach nur kurzer Zeit stehen wir mit Hilfe unserer Surflehrer auf den Brettern und surfen die Wellen.
Ob wir dabei genauso schnittig aussehen wie die guten Surfer?
Sagen wir mal so: Vor unserem inneren Auge auf jeden Fall 😉
Surfen ist ziemlich anstrengend: Gegen die Brandung rauspaddeln, mit der Welle mit paddeln, aufstehen, Balance halten, runterfallen, wieder raus aufs Meer paddeln.
Und es ist sicherlich ein Sport, für den man eine hohe Frustrationstoleranz und ein wenig Mut braucht. Immer wieder aufstehen, auch wenn man gefühlt immer wieder durch den Schleudergang der Waschmaschine gespült wird.
Wir hatten sehr viel Spaß, sind stolz auf unseren Muskelkater am nächsten Tag und darauf, dass wir es einfach noch einmal probiert haben.
Unser neues Fazit zum Surfen: Wir wollen gerne wieder surfen gehen. Das nächste Mal dann vielleicht ohne Surflehrer und dafür gerne mit etwas kleineren Wellen.
Eigentlich hatten wir mal grob angepeilt, Mitte Februar auf das Festland überzusetzen. Baja California hat uns aber wieder einmal in seinen Bann gezogen: So viel zu erleben, entspannte Stimmung, viele schöne Freistehplätze, Wale und Delfine hautnah und vieles mehr.
Unser Reiseherz hängt an Baja und damit verbunden viele schöne Erinnerungen.
Deshalb bleiben wir noch. Warum sollten wir auch weiter, wenn es uns so gut gefällt?!
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