Etwas gerädert von unserer Rutschpartie am ersten Tag des neuen Jahres fahren wir auf der Baja weiter Richtung Süden.
Wir wollen in die Wärme, denn die Temperaturen im Norden von Baja California sind noch relativ frisch.
Vor uns liegen 350 km durch die Catavina Wüste. Große Kakteen so weit das Auge reicht. Sonst quasi nichts.
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An der letzten Tanke vor diesem Abschnitt bitten wir den Tankwart um „lleno completo“ (= volltanken).
Ehrlich gesagt haben wir an diesem Tag gar kein konkretes Ziel. Wir fahren einfach Richtung Süden.
Als wir an der Abzweigung zur “Bahia de los Angeles” vorbei kommen, packt uns die Neugier. Von anderen Reisenden hatten wir schon von dieser Bucht an der Sea of Cortez gehört. Wir biegen ab und steuern die Bucht an.
Zunächst macht der Ort einen trostlosen und verlassenen Eindruck – oder liegt das am grauen Wetter? Es bläst aus voller Röhre. Kein Mensch ist in der Gegend unterwegs.
Wir nutzen das schlechte Wetter zum Arbeiten und suchen uns ein windgeschütztes Plätzchen hinter einem kleinen Hotel mit WLAN. Ansonsten gibt es in der gesamten Bucht absolut keinen Netzempfang.
Nach zwei Tagen brechen wir wieder auf und wollen zu einem Strand zum Wildcampen.
Wir finden unser kleines Paradiso
Auf dem Weg dorthin kommen wir an einem Schild vorbei: “Campo Archelon”
Anne tritt in die Bremsen. Hier soll es guten Kaffee geben!
Als wir dort ankommen, finden wir allerdings nicht nur guten Kaffee. Sondern unser Paradiso!
Campo Archelon ist ein kleiner Campingplatz direkt am Meer. Das kleine Café serviert erstklassigen Cappuccino aus einer Baristamaschine und für Anna gibt es leckeren Käsekuchen!
Eine Starlink-Schüssel versorgt alle Camper mit WLAN. Die Duschen sind heiß. Was will man mehr?!
“Lass uns doch bis morgen bleiben!”
Wir lassen uns den Wind um die Nase wehen, sehen Delfine im Meer und hängen einen Tag nach dem anderen dran.
Und so werden aus der einen Nacht volle 10 Tage.
Als dann auch noch Brit und Nico zu uns aufschließen, ist unser digitales Nomadencamp vollständig. Gemeinsam eröffnen wir quasi ein “Workation-Camp”: Eine Kombination aus “Work” und “Vacation”.
Nach knapp zwei Wochen gehen uns allerdings so langsam die Lebensmittelvorräte aus. Wir machen uns auf den Weg zum kleinen Mercado im Örtchen.
Unser Bargeld wird auch langsam knapp. In Mexiko zahlen wir eigentlich überall mit Bargeld. Leider gibt es in dem Örtchen keinen Automaten, um Geld abzuheben.
Wir hatten einfach nicht damit gerechnet, dass wir soooo lange in der Bahia de los Angeles bleiben.
Mit unseren nahezu letzten Bargeld-Reserven kaufen wir, was jeder vernünftige Mensch in dieser Situation kaufen würde: Tortillas, scharfe Chips mit Jalapenos und ein paar Bierchen.
Naja ok, ein paar Eier, Oliven, Mais, getrocknete Tomaten, Bohnen und etwas frisches Obst und Gemüse schaffen es auch in den Einkaufskorb.
Damit kommen wir erst einmal ganz gut klar. Brit und Nico haben uns dankenswerterweise auch noch ein paar Lebensmittel mitgebracht. Um unsere Vorräte wieder aufzufüllen, müssten wir in ein paar Tagen dann allerdings doch mal in einen größeren Supermarkt.
Aus unseren Einkäufen improvisiert Anna ein neues Brotrezept: Ein Brot mit Jalapenos, getrockneten Tomaten und Oliven.
Das Brot entpuppt sich als neues Lieblingsbrot. Anna backt es gleich dreimal in Folge. In Erinnerung an unsere Zeit in der Bahia de los Angeles nennen wir es: das „Bahia Brot“. Falls du das Rezept möchtest, schreib uns gerne eine E-Mail.
Irgendwann „müssen“ wir dann doch mal los. So langsam geht uns auch die saubere Wäsche aus.
Wir satteln unsere Sprinter und machen uns auf den Weg in den nächsten größeren Ort Guerrero Negro.
Schlappe 3 Stunden Fahrtzeit entfernt.
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In Guerrero Negro erledigen wir den “Vanlife Vierkampf” (Brits Wortneuschöpfung):
- Wäsche waschen
- Während die Wäsche in der Maschine schleudert, holen wir Wasser und Geld
- Einkaufen gehen
- Stellplatz für die Nacht finden
Am Abend fallen wir nur noch hundemüde ins Bett.
Wale in Sicht!
Am nächsten Tag fahren wir weiter zur Lagune in „Ojo de Liebre“ (= Auge des Hasen), denn dort kann man Wale sehen.
Wir haben in San Ignacio bereits an einer Walbeobachtungstour teilgenommen. Es war so toll, die Giganten der Meere ganz nah an unserem Boot zu sehen. Das wollten wir unbedingt noch einmal machen.
Die Straße zu Ojo de Liebre zweigt kurz hinter Guerrero Negro ab und führt über eine Sandpiste, vorbei an Salzfeldern zur Lagune. Anne lässt die Drohne steigen und fängt ein paar schöne Landschaftsaufnahmen ein.
Wir campen an der Lagune und wollen morgens das Boot für die Waltour nehmen.
Am nächsten Morgen tröpfelt es auf unser Dach: Oh nein, Regen! Zum Glück nur ein kurzer Schauer und unsere Waltour-Pläne fallen nicht ins Wasser.
Gestärkt mit 2 Tassen Kaffee entern wir das kleine Boot und brausen los zu den Walen in der Lagune.
Wir teilen uns das Boot mit drei Amerikanern und zwei Spaniern.
Als wir in der Ferne die ersten Fontänen sehen, werden alle auf dem Boot mucksmäußchenstill. Der Kapitän drosselt den Motor. Langsam pirschen wir uns an.
Nach wenigen Minuten sehen wir schon den ersten Grauwal. Es ist eine Mama mit ihrem kleinen Walbaby.
Dann taucht ein riesiger Grauwal direkt unter unserem Boot durch – sekundenlang! Als würde ein Bus unter dem Boot durchschwimmen.
Am Ende der Tour schraubt sich sogar noch ein Wal aus dem Wasser und lässt sich scheinbar mit voller Wonne wieder auf die Wasseroberfläche fallen. Das Wasser spritzt zu allen Seiten.
Was für ein Erlebnis!
Mit einem ordentlichen Dopamin-Schub und einem großen Grinsen im Gesicht verlassen wir Ojo de Liebre wieder.
Falls du auch gerne einmal Wale live sehen möchtest: Wir stellen dir in diesem Artikel die 9 besten Whale Watching Touren auf Baja California vor.
Für die nächsten Nächte quartieren wir uns auf einem kleinen Campingplatz in San Ignacio ein. Auf dem Marktplatz des kleinen Örtchens gönnen wir uns einen leckeren Margherita, der allerdings so stark ist, dass er uns fast aus den Angeln hebt.
Immer weiter Richtung Süden
Die nächsten Wochen hangeln wir uns gemächlich über Mulege in die Bahia Concepcion, wo wir noch zwei weitere Highlights erleben dürfen: Biolumineszenz und Paddeln mit Delfinen.
Am Playa los Cocos stoßen Jannis und Sissi (alongwaysouth) zu uns.
Wir verbringen einen gemütlichen Abend mit Grillen am Lagerfeuer. Als es schon dunkel ist, packt Jannis sein Kajak aus und schiebt es ins Wasser.
Das Wasser spritzt und funkelt plötzlich hell.
Wir wussten, dass es an den Stränden der Bahia de Conception Biolumineszenz geben soll.
Als wir dieses Naturschauspiel dann aber tatsächlich erleben, fühlt es sich völlig unwirklich an: Einer nach dem anderen fahren wir mit dem Kajak hinaus und lassen die Hände durch die Wellen gleiten. Das Wasser rinnt leuchtend durch unsere Finger. Unglaublich!
Am nächsten Morgen wollten wir „eigentlich“ zeitig aufbrechen und die anderen Strände der Bahia Conception erkunden.
Wir kommen aber nicht so richtig in Bewegung und Nico schlägt vor, doch noch einen Tag zu bleiben. Ein sehr guter Vorschlag, wie sich später herausstellt.
Denn kurze Zeit später erspähen wir Delfine im Meer. Eine ganze Schule tummelt sich in Sichtweite im Wasser.
Wir dürfen uns noch einmal das Kajak ausleihen und fahren auf das Meer hinaus. Die Delfine tauchen nur wenige Meter von uns entfernt auf und ab. Gänsehaut pur!
Wow, was war das für ein wunderschöner Januar in Baja California!
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