„Wie nett war das denn?“ resümieren wir nach unserem Grenzübertritt aus den USA nach Kanada.
Wir hatten bereits gehört, dass Kanadier ausgesprochen freundlich sein sollen. Dass wir allerdings direkt an der Grenze so nett empfangen werden, damit hätten wir nicht gerechnet.
Was für ein Kontrast zu unserer Erfahrung beim Grenzübertritt in die USA über den Landweg. Da wurde unser Camper Berta erst mal komplett durchsucht und wir wurden zum Einzelgespräch gebeten.
Nun liegen Mexiko und die USA hinter uns und wir steuern unser erstes Ziel in Kanada an: Die Stadt Vancouver.
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Ein lang ersehntes Wiedersehen
In Vancouver werden wir bereits erwartet. Ein sehr nahes Familienmitglied von Anna ist vor ein paar Jahren nach Nordamerika ausgewandert. Wir sind der erste Besuch aus Europa, der mit dem eigenen Auto anreist. Die Wiedersehensfreude ist groß!
Wenn du wissen willst, wie wir unser Fahrzeug verschifft haben, das kannst du in diesem Blogbeitrag nachlesen: Wohnmobil nach Mexiko verschiffen
Schon zig Mal haben wir uns vorgestellt, dass wir mit unserem Camper hier vorfahren.
Jetzt stehen wir live und in Farbe vor der Adresse, an die wir bislang nur Päckchen geschickt haben.
Berta passt perfekt in die „reservierte“ Parklücke und darf hier die nächsten Tage parken. Wir stehen kaum und schon kassiert Berta ein Kompliment vom Nachbarn: „Nice van“. Wie nett!
Einige Tage verbringen wir in Vancouver und genießen das Wiedersehen. Wir schlendern durch die Stadt und freuen uns, dass uns alles gezeigt wird. Nach so vielen Kilometern tut es einfach gut, wenn wir die Wege einmal nicht selbst finden müssen.
Vancouver wirkt spritzig.
Die Menschen sind draußen am Wasser oder in den Parks, treiben Sport, jammen am Strand oder picknicken auf den Wiesen. Viele laufen in kurzen Hosen herum und einige wagen sich sogar ins Meer.
Hut ab! Für Kanadier sind 12 Grad Außentemperatur wohl Sommeranfang.
Wir machen lange Spaziergänge durch die Nachbarschaft und bestaunen die vielen schönen Häuser.
An einigen Gartenzäunen gibt es free libraries. Kleine Bücherregale mit der Aufforderung, ein Buch mitzunehmen und im Gegenzug eines da zu lassen. Anna tauscht ein paar Bücher und hat wieder neuen Lesestoff.
Du liest auch gerne? Dann lies hier über Annas Lieblings-Bücher über das Reisen weiter.
Nach ein paar schönen Tagen verabschieden wir uns, denn für uns geht es jetzt weiter nach Vancouver Island.
Von Horseshoe Bay nach Vancouver Island – Orcas in Sicht
Früh am Morgen fahren wir durch das noch sehr verschlafene Vancouver zum Fährhafen an Horseshoe Bay.
Unser Ziel „Nanaimo“ auf Vancouver Island.
Was für ein klangvoller Name für eine Stadt. Man spricht es „Naneeimoo“ aus.
Auf der Fähre fallen uns kurz die Augen zu.
Bis jemand „ORCAS!!“ durch den Passagierraum brüllt.
Von der Reling sehen wir, wie eine Orca-Familie nur wenige Meter neben der Fähre durch die Wellen schwimmt. Ganz schön wild, dieses Kanada.
Auf Vancouver Island angekommen erwartet uns kaltes und regnerisches Wetter. Und das über Tage hinweg. Selbst die Locals sprechen vom kühlsten und regnerischsten Frühjahr seit Jahren.
Wir wappnen uns für eventuelle Bärenbegegnungen
Vancouver Island ist „bear country “.
Für uns ist das mit den Bären alles neu.
Wie gefährlich sind sie wirklich?
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass einem ein Bär beim Wandern über den Weg läuft?
Bisher hatten wir bei Wanderungen nur eine kleine Bärenglocke dabei. Dieses Glöckchen geht einem nach mehreren Stunden wandern ordentlich auf die Nerven. Aber lieber ein ständiges Bimmeln im Ohr, als mit einem Bären zu ringen.
Von der Bimmel allein lässt sich allerdings kein Bär großartig beeindrucken.
Das ist auch nicht der Zweck der Bärenglocke. Sie dient nicht zur Abschreckung, sondern zur Warnung der Bären. Wenn sich Bären erschrecken und aus Schreck in den Angriffsmodus gehen, dann kann es richtig gefährlich werden. Als Alternative zur Bärenglocke eignet sich auch lautes Sprechen, Singen oder alles andere, was dem Bären signalisiert: Hier kommt jemand.
Bimmel hin oder her.
Wir kaufen auch noch Bärenspray. Das Spray ist buchstäblich ein überdimensionales Pfefferspray. Es soll eingesetzt werden, wenn der Bär schon wenige Meter vor einem steht. Und dann auf Nase oder Augen des Bären zielen, damit er in die Flucht geschlagen wird.
Ahjaa puh, dafür braucht man dann aber Nerven aus Drahtseil.
Zum „Bear Banger“ haben wir auch nicht Nein gesagt.
Der Bear Banger sieht aus wie ein Stift, ist aber ein kleines Geschoss. Man feuert das Teil gen Himmel ab und es gibt einen lauten Knall. Das schlägt den Bären hoffentlich in die Flucht.
Als wir den Bear Banger kaufen, wussten wir noch nicht, dass wir ein paar Wochen später genau diesen Knall hören werden.
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In unseren weiteren Wochen in Kanada lernen wir: Bären können wirklich überall auftauchen.
Sie sitzen auch schon mal im Straßengraben, auf dem Wanderweg oder tauchen unvermittelt an Stellplätzen auf. Es ist also durchaus eine reale Möglichkeit, Bären zu begegnen.
Das heißt jetzt nicht, dass jeder Bär unmittelbar angreift. Aber bei Bärensichtungen ist definitiv Vorsicht, Abstand oder Rückzug geboten.
Und für den Notfall haben wir mit dem Equipment ein bisschen mehr in der Hinterhand, als nur ein kleines Glöckchen.
Ein dunkles Kapitel kanadischer Geschichte
Was auf Vancouver Island ebenfalls sichtbar ist und uns sehr berührt hat: Die schmerzhafte Geschichte der Zwangsumsiedlung und der versuchten Zwangsassimilation der indigenen Bevölkerung durch den kanadischen Staat.
Und der Missbrauch und die Gewalt an indigenen Kindern in den residential schools bis in die 90er Jahre. Die Überlebenden der residential schools und ihre Angehörigen leiden bis heute unter den Folgen der Gewalt und des Missbrauchs.
Die Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels kanadischer Geschichte dauert bis heute an.
Nach vielen regnerischen Tagen geht es zurück nach Vancouver
Nach vielen Begegnungen mit interessanten Gesprächen und aufregenden Momenten, die du am 28. August 2022 um 19:30 im ZDF sehen kannst, nehmen wir die Fähre zurück nach Horseshoe Bay.
Die Zeit war sehr intensiv und uns fallen schon auf der Fähre die Augen zu.
Für die kommenden Tage steht auf unserer To-Do-Liste: Eine Werkstatt finden, die sich an ein europäisches Fahrzeug rantraut. Ob uns das gelingt?
Warst du schon mal auf Vancouver Island? Was hat dich dort fasziniert? Wir freuen uns, von dir zu hören!