Bereits beim Kauf unseres Wohnmobils war klar: Wir müssen die alte und poröse Innenverkleidung und den Dachhimmel erneuern.
Im Fahrerhaus bröselte uns der Dachhimmel während der Fahrt auf den Kopf und die Innenverkleidung rund um das Bett war lose. Auch an anderen Stellen waren die Spuren der Zeit gut erkennbar.
Ursprünglich wollten wir nicht die komplette Innenverkleidung im Wohnmobil erneuern.
Nachdem wir allerdings ein Stück ausgetauscht hatten, war sofort klar:
Jetzt machen wir doch alles, damit ein einheitliches Bild entsteht.
Innerhalb von zwei Wochen haben wir dann die komplette Innenverkleidung und den Dachhimmel des Wohnmobils selbst neu bezogen.
Natürlich hätten wir unser Wohnmobil auch zu einem Sattler bringen können. Die Kosten hätten bei ca. 2500 Euro plus Material gelegen.
Das kam für uns zu diesem Zeitpunkt preislich nicht in Frage und außerdem haben wir auch einfach den Ehrgeiz und großen Spaß daran, unser Wohnmobil möglichst selbst zu renovieren. Also hieß es wieder: Ärmel hochkrempeln!
In diesem Artikel erklären wir, wie wir vorgegangen sind und welches Material wir für die Erneuerung der Innenverkleidung und des Dachhimmels im Wohnmobil verwendet haben.
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Eines noch vorweg: Es war ein echtes Mammutprojekt. Die Umsetzung war wirklich schweißtreibend und der Spaßfaktor nicht allzu hoch. Am Ende ist die Verwandlung aber enorm und wir sind mit dem Resultat sehr zufrieden und glücklich.
Welches Material eignet sich als Innenverkleidung für ein Wohnmobil?
Prinzipiell gibt es viele unterschiedliche Möglichkeiten, um sein Wohnmobil von innen zu verkleiden: Filz, Kork, Stoff oder auch Holz.
Am Anfang schwankten wir zwischen Filz und Kork, da diese beiden Materialien besonders gut Feuchtigkeit absorbieren können.
Optisch hat uns für so großen Flächen allerdings weder Kork noch Filz angesprochen. Holz haben wir schon sehr viel im Wohnmobil, daher haben wir uns für eine neue Stoffverkleidung entschieden.
Was solltest du bei der Auswahl des Stoffes für die Innenverkleidung und den Dachhimmel beachten?
In unserem Mercedes Sprinter mit Cicada Ausbau war im Original Knautschvelour verklebt.
Knautschvelour ist ein Stoff, der aus zwei Schichten besteht. Die Vorderseite besteht aus einer dünnen und weichen Schicht Stoff und auf der Rückseite befindet sich eine Art Schaumstoffschicht.
Durch den Schaumstoff dringt der Kleber nicht zur Vorderseite durch und Unebenheiten an der Wand werden kaschiert.
Optimale Eigenschaften bei der Stoffwahl für den Dachhimmel und die Wandverkleidung wären:
- Stoff mit Schaumstoffschicht, um das Durchdringen von Kleber zu verhindern und Unebenheiten an der Wand auszugleichen
- Unempfindlich bezüglich Flecken
- Geringes Gewicht, da er ja an der Wand und dem Dachhimmel kleben bleiben muss
- Zur Vereinfachung im Zuschnitt: Ein Stoff ohne Laufrichtung bzw. ohne Muster
Für diesen Stoff als Innenverkleidung haben wir uns entschieden
Wir haben uns im Internet auf die Suche nach Stoff für die Innenverkleidung und den Dachhimmel gemacht. Schließlich haben wir bei polstereibedarf.de drei Stoffe entdeckt, die uns optisch gefallen, fleckunempfindlich und robust sind. Nur waren sie leider ohne Schaumstoffschicht.
Wir haben uns trotzdem drei Stoffproben schicken lassen, um ein Gefühl für die Optik und Haptik der Stoffe zu bekommen.
Letztlich wählten wir, trotz fehlender Schaumstoffschicht, diesen hellgrauen und weichen Stoff. Auf der Rolle sah der Stoff dann noch mal etwas anders aus als das kleinen Probestück und auf den Bildern auf der Website.
Wegen der fehlenden Schaumstoffschicht haben wir in Erwägung gezogen, den Stoff einfach selbst zu kaschieren bzw. doppellagig zu machen (ähnlich wie bei Knautschvelour).
Dafür hatten wir Vlies besorgt. Diese Aktion ging aber richtig in die Hose. Das bestellte Vlies war viel zu dick und wir hätten viel viel mehr Kleber gebraucht.
Der Stoff sah auf der Rolle doch nochmal ganz anders aus auf der Stoffprobe
Fragt uns nicht, warum wir damals nicht Schaumstoff statt Vlies besorgt haben, keine Ahnung :D.
Das hätte vermutlich besser funktioniert.
Seitdem lagert nun jedenfalls ein sehr großes Stück Vlies auf dem Dachboden und wir haben den Stoff ohne zweite Schicht verarbeitet. Hat gut funktioniert, aber im Nachhinein würden wir sagen, es ist definitiv vorteilhaft, einen Stoff mit Schaumstoffschicht zu nehmen.
Das erleichtert einfach die Kleberwahl und Unebenheit an der Wand drücken sich weniger durch den Stoff. Infos zur Kleberwahl gibt es dann unten mehr.
Wie viel Stoff brauchen wir für die Innenverkleidung des Wohnmobils?
Nach der Auswahl des Stoffes folgt die große Frage: Wie viel Stoff brauchen wir denn nun für die gesamte Stoffverkleidung im Wohnmobil?
Mit Maßband, einem leeren Blatt Papier und Stift bewaffnet, haben wir alle Flächen im Wohnmobil ausgemessen, die wir neu beziehen. Am Ende hatten wir die Maße von ca. 19 Flächen plus Maßzugabe.
Nun wussten wir aber immer noch nicht, wie viel Meter Stoff wir bestellen sollten. Eine Stoffbahn ist 1,38 m breit und man kann auf der Bahn natürlich auch mehrere Stücke nebeneinander platzieren, um möglichst wenig Verschnitt zu haben.
Unsere Lösung: Wir haben alle Flächen in PowerPoint erstellt und konnten sie dort auf einer virtuellen Stoffbahn so anordnen, dass wir nur minimalen Verschnitt haben.
Zum Schluß kamen wir auf 20 m Stoff bei einer Breite von 1,38 m.
Was wir allerdings zu diesem Zeitpunkt nicht bedacht hatten: Der Stoff hat ein minimales Linienmuster und damit eine Laufrichtung.
Dadurch ergaben sich dann hinterher beim Schneiden doch noch ein paar Planänderungen. Einfacher ist es sicherlich, wenn der Stoff gar kein Muster hat.
Bei uns fällt es jetzt zum Glück kaum auf, dass die Linien bei einigen Stücken waagerecht und bei anderen Stücken senkrecht gehen.
Welcher Kleber eignet sich für die Innenverkleidung des Wohnmobils?
Anne hat mit einigen Firmen geschrieben, telefoniert und intensiv nach einem geeigneten Kleber recherchiert.
Es war wirklich nicht so einfach, für unseren dünnen Stoff einen passenden Kleber für den Dachhimmel und die Innenverkleidung zu finden.
Die Anforderungen an den Kleber: Der Kleber darf nicht durch den Stoff drücken, weshalb ein Sprühkleber infrage kommt.
Außerdem haben uns die Kleberexperten gesagt, dass Sattler für die Erneuerung von Innenverkleidung und Dachhimmel Kleber verwenden, der mindestens einer Temperatur von 90 °C standhält.
Im Sommer brennt die Sonne schon heftig auf Autodächer und der Kleber sollte das aushalten – bestenfalls jahrelang!
Nach einigen Klebertests mit unserer Stoffprobe fiel die Wahl dann auf Hochtemperatur-Sprühkleber (HTS) aus dem Sattlereibedarf. Er drückt sich nicht durch den Stoff (bei gleichmäßigem Auftragen) und soll Temperaturen bis 120 Grad aushalten.
Der Kleber ist ein Kontaktkleber. Das heißt, er wird sowohl auf den Stoff als auch auf die Wand und den Dachhimmel aufgetragen. Eine 500 ml Sprühdose soll für 5-6 m² reichen. Wir haben insgesamt letztlich 10 – 11 Dosen Sprühkleber verbraucht.
Unser Material um die Innenverkleidung im Wohnmobil zu erneuern
- 20 m Stoff
- 11 Dosen Hochtemperatur (HTS) Kleber (Dieser Sprühkleber* aus dem Sattlereibedarf, den wir verwendet haben, ist inzwischen leider ausverkauft. Aber wir haben noch einen anderen Sprühkleber* gefunden auf Amazon, der bis 140 °C halten soll)
- Atemschutzmasken, da wir beim Sprühen des Klebers nichts davon einatmen wollten
- Ein Rakel*, um die Flächen glatt zu streichen
- Cuttermesser*
- Nähmaschine, da wir einige Stücke vor deren Verklebung zusammennähen mussten
- Soft Klebeband*, um die Fensterrahmen abzukleben, damit dort kein Kleber hinkommt
- Tacker und Tackernadeln*
- Pappe, um ebenfalls manche Flächen vor Kleber zu schützen
Die Caps sind sinnvoll, um sich nicht aus Versehen selbst die Haare voll Kleber zu schmieren
Unten die neue Innenverkleidung, an der linken Seite ist die freigelegte Isolierung zu sehen und oben ist noch der alte Knautschvelour. Die alten Laken auf der Sitzbank waren definitiv auch ein sinnvoller Schutz vor dem Sprühkleber
Wie viel hat es ungefähr gekostet, die Innenverkleidung selbst zu erneuern?
Unser Stoff hat ca. 21 Euro pro laufenden Meter gekostet.
Dazu kam der Kleber mit ca. 15 Euro pro Dose.
Wir schätzen, dass wir ca. 600 Euro Materialkosten hatten, wobei die größten Posten der Stoff mit ca. 420€ und der Sprühkleber mit ca. 160€ waren.
Dabei muss aber erwähnt werden, dass wir eine Nähmaschine sowie Atemschutzmasken und viele kleinere Sachen aus der Materialliste schon hatten und diese daher nicht mit eingerechnet sind.
Anleitung: So haben wir die Innenverkleidung aus Stoff in unserem Wohnmobil erneuert
Die Vorbereitungen
1. Gemäß unserer >> Learnings während der Renovierung unseres alten Campers, haben wir erst mal eine Test-Klebung gemacht. So konnten wir herausfinden, in welchem Abstand und in welchem Winkel wir die Sprühdose halten müssen, um den Kleber optimal auf dem Stoff zu verteilen. Denn etwas zu nah am Stoff gesprüht und schon gibt es einen Kleberfleck, der durch den Stoff kommt.
2. Zunächst haben wir im Wohnmobil den alten Stoff gelöst, was wirklich einfach war. Der Stoff hatte kaum noch Haftkraft und kam uns förmlich entgegen. Unter dem Stoff tauchte die Original-Isolierung auf, die nach all den Jahren immer noch in einem top Zustand ist.
3. Die alten Stoffstücke haben wir nach dem Ablösen als Muster für den neuen Stoff genommen. Also ein Stück alten Stoff ablösen, auf den neuen Stoff entsprechend des PowerPoint-Plans auflegen, abzeichnen und ausschneiden.
4. Alle kniffeligen Stellen haben wir mit Kreppband angeklebt. So landet kein Sprühkleber an Stellen, wo er nicht hin soll.
Der alte Stoff ist schon ziemlich in die Jahre bekommen – hier dient er als Muster für die neue Innenverkleidung
Schritt für Schritt haben wir alle Teile zu geschnitten, um die Innenverkleidung zu erneuern
Die Klebephase
An einer Stelle (unter dem Tisch), die nicht unmittelbar sichtbar ist, haben wir begonnen das erste Stück zu kleben. Sozusagen als Übungsfläche.
Zuerst einen Teil des Stoffs und der Wand mit Kleber einsprühen und wenige Minuten ablüften lassen. Stoff straff ziehen und möglichst faltenfrei andrücken.
Nächsten Teil einsprühen und so Stück für Stück den neuen Stoff an die Wand bringen.
So richtig viel Zeit für Korrekturen hat man mit dem Sprühkleber nicht. Daher am besten sofort korrigieren, wenn mal eine Falte im Stoff ist.
Manche Stücke mussten wir vor der Verklebung noch zusammennähen, wie z. B. die Verlängerung des unteren Bettes.
Das hat aber richtig gut geklappt und sieht wirklich super aus.
Die Seiten direkt neben dem Bett mussten ebenfalls passend genäht werden. Wir haben uns an den Originalteilen orientiert, uns dabei aber trotzdem dreimal vernäht.
Das war ein Punkt, wo wir gerne Nähmaschine und Kleber in die Ecke gepfeffert hätten. Nach einer Nacht drüber schlafen ging es dann wieder.
Zum Glück war es Sommer und wir konnten immer die Fenster und Türen offen stehen und den Kleberdampf abziehen lassen.
Nachdem alles bezogen war, haben wir auch zwei Wochen gewartet, bis wir wieder im Wohnmobil geschlafen haben. Der Geruch des Klebers ist allerdings ziemlich schnell verflogen.
Am schwierigsten war das „über Kopf“ kleben am Dachhimmel. Das war unglaublich anstrengend. Wir haben auch immer nur kurze Bahnen geklebt und dann die Falten mit einem Rakel zu den Seiten geschoben.
Vorher: Der Dachhimmel über dem Bett löst sich an den Nähten und ist fleckig
Das erste Seitenstück ist fast geschafft
Das einzige Stück Innenverkleidung, das nicht geklebt ist, ist unter dem Bett.
Dieses Stück haben wir gespannt. Dafür haben wir die Holzplatte unter dem Bett abgeschraubt. Um ordentlich Spannung auf den Stoff zu bekommen, haben wir Behilfsspanngurte angenäht und den Stoff auf der Innenseite des Bettkastens festgetackert.
Auch die Metallstange bekam eine neue Stoffverkleidung
Fazit: Wohnmobil Innenverkleidung erneuern – selber machen lohnt sich, ist aber nicht einfach
Bis heute hält die Innenverkleidung und der Dachhimmel wunderbar.
Die Wahl des Klebers hat sich also bisher absolut bewährt: Keine Kleberflecken trotz dünnem Stoff und er hält bislang auch sommerliche Temperaturen problemlos aus.
Bei der Wahl des Stoffes würden wir wie gesagt eher zu einem Stoff mit kaschierter Schaumstoffschicht raten.
Aber auch unser dünner Stoff ließ sich gut verarbeiten, auch wenn wir dabei umsichtiger sein mussten.
Die Stoffverkleidung im Wohnmobil zu erneuern ist zwar ein aufwendiges Großprojekt.
Berta sieht aber nun mit der neuen Innenverkleidung und dem neuen Dachhimmel wieder richtig schick aus.
Im Vorher-Nachher-Vergleich sieht man die Verwandlung deutlich.
Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis und hoffen, dass die neue Wohnmobilinnenverkleidung nun wieder die nächsten 25 Jahre (mindestens) überdauert.
FAQ: Innenverkleidung im Wohnmobil erneuern
Welche Innenverkleidung für Camper?
Für die Innenverkleidung im Camper kannst du Filz, Kork, Holz oder Stoff z. B. Knautschvelour verwenden. Lass dir am besten Proben von allen Arten schicken und teste aus, was dir am besten gefällt.
Warum Filz im Camper?
Filz ist für die Innenverkleidung im Camper geeignet, da das Material leicht, dehnbar, gut zu kleben und feuchtigkeitsabsorbierend ist.
Welcher Kleber ist geeignet, um die Innenverkleidung zu kleben?
Um die Innenverkleidung zu kleben, solltest du einen Hochtemperaturkleber aus dem Sattlereibedarf verwenden bzw. einen sehr starken Kleber wie z. B. den Würth Kraftsprühkleber.
Wie hoch waren die Kosten die Innenverkleidung im Wohnmobil zu erneuern?
Um die Innenverkleidung inkl. Dachhimmels unseres Wohnmobils zu erneuern haben wir ca. 600 Euro ausgegeben.
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