Bereits bei der Entstehung der Panamericana-Idee war klar: So eine Langzeitreise mit dem Wohnmobil erfordert eine gewisse Planungsphase.
Die Panamericana ist nun mal keine Kaffeekränzchen-Fahrt, auf die man einfach so spontan übers Wochenende aufbricht. Wir haben die Tour und alles drumherum insgesamt ca. zwei Jahre geplant und vorbereitet.
Auf dieser Reise ist das Wohnmobil nicht nur unser Mittel zur Fortbewegung, sondern auch unsere Wohnung, Rückzugsort, die eigenen vier Wände – schlicht unser Castle!
Als ersten Schritt der Vorbereitungen für die Panamericana haben wir uns daher um unser Wohnmobil „Berta“ gekümmert.
In diesem Artikel beschreiben wir, welche Herausforderungen uns und Berta eventuell auf der Panamericana erwarten und wie wir unser “normales” Wohnmobil dafür ausgestattet und umgebaut haben.
Unsere Stromversorgung während der Langzeitreise
Die Stromversorgung ist ein sehr wichtiges Thema. Unterwegs sind unsere Handys gleichzeitig Navi, Kommunikationsmittel und Recherchemedium.
Dafür brauchen wir also unbedingt regelmäßig Strom. Auch unsere Laptops und Co. müssen wir laden, um damit arbeiten zu können.
Nun ist es aber so, dass das Stromnetz in den USA eine andere Spannung und Frequenz im Vergleich zum europäischen Netz hat: 110 Volt statt 230 Volt und 60 Hz statt 50 Hz.
Wenn wir unseren Camper an den Landstrom hängen wollten, bräuchten wir daher einen Trafo, der aus den 110 Volt 230 Volt macht und ggf. verschiedene Adapter für die Stromsäule.
Wir haben uns daher entschlossen, den Strom selbst zu produzieren. So können wir unterwegs unseren Strombedarf eigenständig decken und sind nicht von der Infrastruktur der verschiedenen Länder abhängig.
Die Vorteile von Lithiumbatterien
Dafür haben wir im ersten Schritt unsere alte Wohnraumbatterie ersetzt und uns eine 200 AH Lithiumbatterie* eingebaut.
Die Lithiumbatterie hat zwei entscheidende Vorteile gegenüber herkömmlichen Batterien:
- Lithiumbatterien können schneller aufgeladen werden, da sie über eine Schnellladefunktion verfügen.
- Außerdem können wir bei einer 200AH Lithiumbatterie auch die vollen 200AH herausziehen. Herkömmliche AGM-Batterien dürfen nur zu ca. 50% entladen werden.
Im Endeffekt bräuchte man daher vermutlich mehrere AGM-Batterien, um auf die gleiche Speicherkapazität einer einzigen 200 AH Lithiumbatterie zu kommen. Platzbedarf und Gewicht mehrerer AGM-Batterien sprechen für uns definitiv dagegen.
Der Preis für Lithiumbatterie ist zwar hoch, aber die Vorteile sind für uns klar: Die Lithiumbatterie lädt sehr schnell auf. Wir benötigen nur eine Batterie und erhalten die vollen 200AH Stromkapazität, die wir als autarke Camper benötigen.
Die Lithium hält vollständige Entladungen und Temperaturschwankungen aus, ist robust und wir rechnen mit einer langen Lebensdauer. Außerdem profitieren wir zusätzlich von der Platzersparnis und dem deutlich geringeren Gewicht der Batterie im Vergleich zu AGM-Batterien mit der gleichen Speicherkapazität.
An der Lithiumbatterie ist ein Wechselrichter angeschlossen, über den wir unsere Geräte im Wohnmobil aufladen können. Wir haben die Liontron Lithiumbatterie und sind bislang absolut zufrieden.
Den Ladezustand können wir per Bluetooth jederzeit über die Liontron App auf unserem Handy checken. Man sieht in der App auch, wie viel Strom gerade über die Solaranlage in die Batterie fließt.
Bei Sonnenschein wird die Lihtiumbatterie über unsere Solarpaneele geladen, die bereits ab Werk auf dem Dach montiert waren.
Zusätzlich haben wir uns noch einen Ladebooster einbauen lassen, der die Batterie auch während der Fahrt auflädt. Seitdem wir dieses Equipment haben, brauchten wir bislang keine einzige Landstrom-Steckdose mehr und decken unseren kompletten Strombedarf über selbst produzierten Strom.
Solarpaneele putzen bei bester Aussicht
Und falls wir ein Gerät doch mal über Steckdosen außerhalb unseres Womos laden wollen, haben wir uns zwei Reiseadapter* (mit USB Anschlüssen, so können mehrere Dinge gleichzeitig laden) zugelegt.
Besonders praktisch daran: In den Adaptern sind gleich mehrere Stecker-Varianten eingebaut, sodass man sie auch bei künftigen Reisen für viele weitere Länder nutzen kann.
UPDATE aus Mexiko – Wir lassen uns ein faltbares Solarmodul schicken
Wir dachten ursprünglich, dass wir mit unserem oben genannten Strom-Equipment und der Lithium-Batterie gut hinkommen.
Allerdings hat sich in Mexiko dann gezeigt, dass die Temperaturen so hoch sind, dass unser Kühlschrank PERMANENT läuft. Wir hatten ziemlich Probleme unseren Strombedarf zu decken.
Wir haben das Problem jetzt mit Hilfe von Tigerexped* und einer mobilen Solartasche gelöst. Tigerexped hat uns ihre 180 W Solartasche plus Solarladeregler* nach Mexiko geschickt – DANKE!
Hol dir auch mehr Strom in den Camper mit der 180 W Solartasche* →
Damit produzieren wir jetzt sogar mehr Strom, als mit den Paneelen auf dem Dach. Der weitere Vorteil des mobilen Solarpanels: Es wird mit einem langen Stromkabel geliefert und so können wir den Van im Schatten parken und das Panel in die Sonne stellen.
Der Einbau war easy. Nur den Laderegler mit der Batterie verbinden (wir haben das über Krokodilklemmen gemacht) und die Anschlüsse für das Solarpanel am Laderegler anbringen. Fertig!
Wenn man nun Strom braucht, einfach das Solarpanel mit den Anschlüssen am Laderegler verbinden (Kabel zusammenstecken), Modul ausklappen und in die Sonne stellen. Und schon fließt Strom!
Aus eigener Erfahrung: So ein mobiles Solarpanel ist definitiv Gold wert! Wir hätten das Teil schon in Deutschland einpacken sollen… Deshalb: Wenn du eine solche Reise planst, dann können wir dir ein mobiles Solarpanel* nur ans Herz legen!
Wie wir die Solartasche Schritt für Schritt eingebaut haben und wie unsere bisherigen Erfahrungen damit sind, dass erfährst du hier „Faltbares Solarmodul für Camper – unsere Erfahrungen“.
Die Wasserversorgung: Mit Wasserfiltern Trinkwasser selbst produzieren
Um unterwegs an Trinkwasser zu kommen, könnten wir natürlich immer wieder Wasser in Plastikflaschen kaufen und – Problem „gelöst“.
Diese vielen Plastikflaschen führen aber zu einem ziemlich großen Müllberg. Und das wollen wir vermeiden.
Stattdessen nutzen wir die große Kapazität unseres Frischwassertanks: ca. 100 L Wasser passen dort hinein.
Aus verschiedenen Gründen sollte man das Wasser aus dem Frischwassertank nicht einfach so trinken. Man weiß selten, ob das eingefüllte Wasser eine gute Qualität hat.
Außerdem steht das Wasser dann ja immer einige Tage im Tank. Das kann, besonders bei warmen Temperaturen, ein Problem werden. Man kann das Wasser aus dem Frischwassertank vor dem Konsum aber mit Wasserfiltern reinigen.
Dann ist es problemlos genießbar.
Unsere Lösung für Trinkwasser aus dem Frischwassertank: Wir haben uns ein Wasserfilter von RIVA in den Camper eingebaut.
Das Filtersystem besteht aus einem Aktivkohlefilter und als zweite Sicherheitsstufe aus einem ultrafeinen Hohlfasermembranfilter.
Die Filter entfernen Verunreinigungen, Bakterien, Schadstoffe, Hormone, Medikamentenrückstände uvm. und sorgen so dafür, dass sauberes Trinkwasser aus unserem Wasserhahn fließt.
Dank der Wasserfilter von RIVA können wir nun unser Wasser aus dem Frischwassertank bedenkenlos trinken
All Terrain Reifen für jede holprige Piste
Sicher erwartet uns die Panamericana mit den unterschiedlichsten Untergründen: Schotterpisten, Sand, Teer usw. Insofern wollten wir gerne einen robusten All Terrain Reifen für unsere alte Dame, der „rough roads“ und Schlaglöcher gut aushält.
Nach einiger Recherche war klar: Die Reifensuche wird ein komplizierter als gedacht! Es gibt genau einen einzigen All Terrain Reifen, der unserer eingetragenen Reifengröße entspricht und gleichzeitig die erforderliche Traglast hat: Den Nexen Rodian AT 4×4 mit 225/70 R 15 C 112/110.
Wir hätten auch Reifen mit 16‘‘ nehmen können, da in diesem Segment die Auswahl an AT Reifen mit hoher Traglast deutlich größer ist. Das hätte aber unter Umständen zu Papierkram, Eintragungen etc. geführt, wofür wir gar keine Zeit hatten.
Unsere Werkstatt des Vertrauens (Robert Lunz in Oberschweinach/Mittelfranken – absolut zu empfehlen!), hat dann alle Hebel in Bewegung gesetzt und uns tatsächlich 5 dieser Nexen Rodian All Terrain 4×4 Reifen organisiert.
Auf dem Werkstatthof haben wir dann auch noch einen Probe-Reifenwechsel gemacht, um unterwegs zu wissen: Wir können auch einen defekten Transporter-Reifen ohne Hilfe und von Hand wechseln.
Denn eins können wir euch sagen: Diese Transporter-Reifen sind mit Felge einfach sau schwer. Einen Reifen abzumontieren ist nicht das Problem. Aber den neuen Reifen wieder auf die Nabe zu heben, das ist sportlich.
Wir haben während des Testlaufs von Robert echt super Tipps bekommen und sind stolz wie Oskar, dass wir es alleine und mit ordentlich Schmackes hinbekommen haben!
Der goldene Tipp, um den Reifen auf die Nabe zu heben, ist übrigens: Stecke einen Schraubenzieher durch das Loch der Felge und gleichzeitig durch das oberste Loch der Radnabe/Reifenaufhängung.
Dann kannst du den Schraubenzieher als Hebel nutzen und das Rad auf die Nabe heben. Dadurch sitzt das Rad auch direkt Loch auf Loch auf der Nabe und du kannst die Bolzen bequem eindrehen.
Trenntoilette im Camper: Wassersparend und chemiefrei
Über das Thema Toilette spricht ja niemand gerne. Und trotzdem ist es essenziell. Wir hatten uns schon vor dem Kauf von Berta überlegt, dass wir gerne eine Toilette an Bord hätten.
Unser Cicada hatte bei Kauf eine Thetford Chemietoilette eingebaut. Wie der Name schon sagt, braucht man dafür allerdings Chemie. Für uns würde allein dieser Punkt schon gegen eine Chemie-Toilette sprechen. Dazu kommt aber noch, dass für die Toilettenspülung eine Menge Wasser verbraucht wird.
Wir haben deshalb unsere Thetford Chemietoilette rausgeschmissen und uns eine Trockentrenntoilette eingebaut. Die Trockentrenntoilette funktioniert komplett ohne Chemie und braucht nicht einen Tropfen Wasser.
Hier findest du noch genauere Infos zu den >> Vorteilen einer Trenntoilette.
Der Einbau der kleinsten Trenntoilette im Camper war nicht ganz so einfach, aber hat sich definitiv gelohnt.
Die Chemietoilette wird ausgebaut
Der Trenneinsatz
Die fertige Trockentrenntoilette
Dieselkanister und Sandbleche fürs Wohnmobil
Unser Sprinter ist kein Allrad-Fahrzeug, auch wenn Berta auf unbefestigten Pisten eine solide Figur macht.
In Griechenland sind wir auf einige nette Strandplätze gefahren und glücklicherweise nicht im Sand stecken geblieben sind.
Auf der Panamericana wollen wir aber auf jeden Fall für matschige, sandige und sonstige rutschige Untergründe gewappnet sein.
Dafür haben wir uns Sandbleche fürs Wohnmobil (auf dem Bild rechts in rot) besorgt, die wir auf Airlineschienen an der Außenseite von Berta montiert haben.
Daneben findet noch ein 10 L Dieselkanister Platz.
Würden wir uns doch mal festfahren, dann können wir die Sandbleche unter den durchdrehenden Reifen legen, damit dieser wieder Grip bekommt.
Welche Sandbleche wir uns fürs Wohnmobil ausgesucht haben, kannst du im Artikel: Sandbleche aus Kunststoff für den Campervan nachlesen.
Sind wir nun gut vorbereitet für die Langzeitreise mit dem Wohnmobil?
Berta ist an sich eine robuste alte Dame und wir hoffen, dass sie nun mit den zusätzlichen Umbauten für die Herausforderungen der Panamericana gut gewappnet ist.
Ansonsten werden wir auch in Nordamerika sicher auch an Ersatzteile von Mercedes kommen. Mercedes-Sprinter fahren ja auch hier auf dem amerikanischen Kontinent so einige herum.
Planst du auch eine Langzeitreise mit dem Wohnmobil oder hast du noch mehr Fragen? Lass es uns gerne wissen, wir freuen uns von dir zu hören!
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