Über Weihnachten und Silvester stehen wir an einem tollen Strand in der Nähe von Zacharo, an der Westküste der Peloponnes.
ntgegen unserer Hoffnung wird der Lockdown in Griechenland auch am 07.01.2021 wieder verlängert. Wir können inzwischen den Weg vom Platz am Strand zum Frischwasser-Brunnen im Schlaf fahren. Die Dünen sind wir auch schon viele Male abgelaufen und der griechische Schäferhund aus der Nachbarschaft pullert, vermutlich als Dank für Leckerlis, regelmäßig gegen unser Hinterrad.
Wir müssen irgendwie weiter – Trotz Lockdown-Verlängerung. Also satteln wir die Pferde und brechen gen Ostküste der Peloponnes auf. Roadtrip über die Peloponnes – wir kommen!
Im Januar regnet es teilweise tagelang und der Wind pustet wahnsinnig stark. Ein Sandsturm führt dazu, dass das Fahrerfenster nun ekelhaft knirscht, wenn wir es runterkurbeln. Der Lockdown-Winter-Koller hat uns jetzt auch erreicht. Bisher hatten wir uns ganz gut beschäftigt und gehofft, dass wir den Lockdown am Strand von Zacharo aussitzen und dann weiterfahren können.
Mittlerweile fühlt es sich so an als wäre der Lockdown schon die neue Normalität. Drei Monate hält diese neue Normalität in Griechenland schon an. Als klar wird, dass der Lockdown auch am 07.01.21 nicht beendet wird, brechen wir die Zelte in Zacharo ab.
Den Lockdown auszusitzen macht wohl keinen Sinn, wenn er ständig verlängert wird. Als wir endlich wieder on the road sind, freuen wir uns riesig. Denn wir spüren schon nach den ersten Kilometern:
Unser Aufbruch zum Roadtrip über die Peleponnes wird sich lohnen…!
Der Nebel in den Bergen nimmt uns die Sicht
Der Nebel wird immer dichter. Inzwischen ist die Sonne untergegangen und es wird dunkel. Nur ein paar Meter weit können wir sehen. Mit Fernlicht können wir den Weg immerhin erahnen. Anna sagt, mit Hilfe von Google Maps, den Straßenverlauf an: „Gleich kommt eine Linkskurve, dann geht es geradeaus“.
Die Stimmung im Fahrerhaus ist angespannt. Unser Roadtrip führt uns über die Berge auf der Peloponnes. Der Blick von den Bergen und die Natur ist wunderschön, aber die Stellplatzsuche leider mühsam.
„Da vorne könnte ein Stellplatz sein“, sagt Anna. Wir verlassen die Straße und fahren auf einen Schotterplatz. Wenn wir die Scheinwerfer ausmachen, verschwinden wir vollständig im dichten Nebel. Unser Bauchgefühl sagt, dass wir hier nicht übernachten wollen. Hier stehen wir voll im Wind. Mit unserer Höhe von 3,20m wackelt der Camper ziemlich bei heftigen Böen. In stürmischen Nächten bekommt Anna dann lange kein Auge zu.
Die letzte Chance in 9 Kilometern
Der nächste mögliche Stellplatz ist in einer Stadt und ungefähr 9 Kilometer entfernt. Wir entscheiden uns, trotz des dichten Nebels, weiterzufahren und hoffen auf einen windgeschützten Platz. Einige Kilometer sehen wir gar nichts. Dann tauchen endlich Lichter auf. Es ist die Stadt Kosmas, die im Sommer und bei Tageslicht sehr schnuckelig sein soll.
Wir parken vor der Kirche – hier scheint nichts zu los zu sein und wir stehen windstill. Der Kirchturm bimmelt. Wie spät ist es denn? Es ist 18:06 Uhr und stockdunkel. Gefühlt eher Mitternacht. Die Glocke hat wohl 6 Minuten Verspätung, irgendwie sympathisch!
Wir machen die Schotten dicht und schmeißen die Heizung an. Endlich einen guten Platz für die Nacht gefunden! Damit hatten wir schon fast nicht mehr gerechnet. Wir starten einen gemütlichen Feierabend mit selbst gebackenem Brot und Netflix auf dem Kirchplatz von Kosmas.
Bei Tageslicht staunen wir nicht schlecht
Am nächsten Morgen staunen wir nicht schlecht, wo wir hier gelandet sind. Der Nebel hat sich verzogen und wir haben eine fabelhafte Aussicht. Die Bergluft ist so schön frisch und klar. Einen starken Espresso später, schlängeln wir uns den Berg bei bestem Sonnenschein wieder hinunter und genießen dabei die Aussicht.
Im Tal angekommen bekommen wir dank Google Maps eine ganz besondere Stadtführung durch Leonidi. Wir werden durch die schmalsten Straßen und mitten durch Obst-und Gemüseplantagen. Wenn uns ein Auto entgegen kommt, hilft nur rückwärts fahren, nett winken und weiter.
Beeindruckend sind die vielen Orangenbäume und kräftigen Farben! In solchen engen Straßen bewährt sich unsere schlanke Berta. Auch wenn wir schon den ein oder anderen Olivenzweig mit unserem hohen Dach mitgenommen haben. In einigen griechischen Dörfchen ist es von Vorteil, schmal zu sein.
Die Steilküsten hinter Leonidi rauben uns dem Atem. Ein wahres Kletterparadies. Am Wegesrand entdecken wir immer wieder Wegweiser, die zu Klettersteigen mit Namen wie „Latin Love“ oder „Berliner Mauer“ führen.
An der Ostküste scheint es insgesamt wesentlich sauberer zu sein, als an der Westküste der Peloponnes. Es liegt kaum Müll am Straßenrand und an den Stränden.
Temperatursturz am „Lost Place“
Ein paar Tage später fahren wir einen berühmten „Lost Place“ Griechenlands an: Das verlassene Saladi Beach Hotel. Dies war ein ehemaliges Hotel für Nudisten, das 1980 auf Druck der Einheimischen schließen musste. Inzwischen verfällt es immer mehr und ist als „Lost Place“ auch bei Galileo vorgestellt worden. Wir parken mit zwei weiteren Campern auf dem ellenlangen weißen Strand zwischen Meer und Hotel.
Der Wetterbericht hat es bereits angekündigt: Die Temperaturen werden gewaltig fallen. Vor wenigen Tagen hatten wir warme 24 Grad und sind in kurzer Hose rumgesprungen. Nun können wir im Wohnmobil unseren Atem sehen.
Jetzt ist der griechische Winter also da: Fünf Tage mit sehr tiefen Temperaturen. In einer Nacht haben wir 2 Grad und schlafen mit Wollsocken, Mützen und Wärmflaschen. Natürlich haben wir eine Heizung. Aber wenn sie aus ist, bleibt die Wärme nicht lange im Camper. Da hilft auch die dicke Isolierung unseres Wohmobils nicht viel. Mit Wärmflasche, Kartenspielen und Netflix überstehen wir solche Wintertage aber auch ganz gut.
Winterzeit ist Kühlschrankzeit
Unserem Kühlschrank gefallen diese Temperaturen richtig gut. Er springt kaum an und verbraucht quasi keinen Strom. Normalerweise nuckelt Kühli so sehr an der Batterie, dass über einen Tag schonmal gerne 20% unserer 200AH Lithium Batterie wegrauschen. Bei diesen Temperaturen verbrauchen wir nur 9% (inkl. Laden von Elektrogeräten) – ein absoluter Rekord!
Tagsüber haben wir teilweise sogar wolkenlosen Sonnenschein und können, trotz unserer schwachen Solarpanele, auch noch etwas Solarstrom reinholen. Insgesamt sechs Tage verbringen wir am Saladi Beach. So lange haben wir noch nie irgendwo gestanden, ohne irgendwas auffüllen zu müssen. Meistens zwang uns der Strom oder das Wasser zum Aufbruch. Wir überlegen, ob wir uns nicht ein mobiles Solarpanel anschaffen, um noch mehr Solarstrom zu bekommen und länger autark stehen zu können. Hat da jemand Empfehlungen oder Erfahrungen? Schreibt uns gerne einen Kommentar oder eine Nachricht an kontakt@perspektivan.de
Nach ca. 100 Runden „Die Siedler von Catan„, „Monopoly Deal“ und „Hornochsen“ ziehen wir weiter. Auch unser Wasservorrat ist nach sechs Tagen aufgebraucht und die Temperaturen klettern langsam wieder nach oben. Die Straße ruft!
Unser Ortswechsel führt uns an die Ostküste der Peloponnes. Das war wohl ein Glücksgriff. An der Westküste soll es gerade ordentlich regnen und gewittern.
Inzwischen stehen wir an einem Traumstrand mit Blick auf Monemvasia. Die Sonne scheint und wir machen eine Radtour auf die kleine Insel.
Der Name „Monemvasia“ kommt von dem schmalen Pfad, der „moni emvasi“ (einziger Zugang). Die Insel ist nur über die Brücke zu erreichen.
Es gibt noch so viel zu entdecken! Wir wollen weiter und unser Ziel ist die Mani, der Mittelfinger der Peloponnes. Let’s go – Der Roadtrip über die Peloponnes geht weiter!